Abzug: Für Harry ist der Krieg vorbei
Nachdem bekannt geworden war, dass der Prinz als Soldat in Afghanistan ist, wurde er blitzschnell zurückbeordert.
<strong>London. Die Druckerschwärze der Heldenmythen, die die britische Presse gedruckt hatte, war noch frisch, als Prinz Harry Freitagmorgen von seinem Lebenstraum wieder abkommandiert wurde: Gefeiert von den Medien als "einer unserer Jungs", reist der enttarnte Prinz in Uniform von der Front Afghanistans zurück ins Königreich. "So ein normales Leben wie hier werde ich nie wieder führen", sagt er über seine zehn Wochen im Wüstencamp. "Witwe Sechs-Sieben" hat gerade das Signal über Funk geschickt: Ziel freigegeben. Sekunden später schmeißen F15-Kampfjets der Amerikaner die ersten Bomben auf das Ziel. Als die dritte Bombe auf dem ausgemachten Bunker der Taliban explodiert, rennen Kämpfer aus dem Versteck. Für "Witwe Sechs-Sieben" ist es gut gelaufen: Jeder seiner Funkbefehle ist ein Risiko, und der kleinste Fehler hätte die internationalen Truppen in Helmand Menschenleben kosten können. Die US-Piloten haben keine Ahnung, dass die Stimme mit klassisch-britischem Akzent, die ihre Geschosse lotst, dem schillerndsten Mitglied des Königshauses gehört: Der Soldat, den sie nur als "Witwe Sechs-Sieben" kennen, ist Prinz Harry. Zehn Wochen lang dirigierte er Kampfjets, identifizierte Talibanziele am Boden, überprüfte ihre Koordinaten und gab sie schließlich als Angriffsziele frei.
Zehn Wochen lang hatte das Versteckspiel gut funktioniert
Harrys Krieg ist nun vorbei: Vier Wochen vor dem regulären Ende seiner Tour hat am Donnerstagabend ein Blogger die Nachrichtensperre, die über dem Einsatz hing, durchbrochen. Das Verteidigungsministerium beorderte den Prinzen sofort aus Sicherheitsgründen zurück. Man fürchtet, dass nicht nur er, sondern alle Einheiten in Helmand durch das Wissen um seine Präsenz gefährdet sind.Für die britischen Medien gab es gestern kein Halten mehr: Seitenweise zeigten sie die bisher geheim gehaltenen Fotos vom Prinzen, der statt zur Party auf Patrouille geht - im Flecktarn-Anzug, mit Bartstoppeln und "seit vier Tagen ungeduscht".
Selbst Harrys Bruder William hatte bei dem Versteckspiel der Royals geholfen: Damit nicht auffiel, dass Harry Weihnachten nicht mit der Familie verbringt, schob William Feiertagsdienst bei seiner Einheit - und Charles und Queen Elizabeth ließen verlauten, dass die Jungs eben kein dienstfrei hätten.