Achenbach-Prozess: Liste der Anklagepunkte soll gekürzt werden

Kurz vor Ende der Beweisaufnahme gibt es eine Überraschung im Betrugsprozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach: Die Liste der Anklagepunkte soll um vier Vorgänge reduziert werden. Es bleiben aber immer noch fast 20 weitere Anklagepunkte.

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Essen (dpa) - Im Betrugsprozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach hat die Staatsanwaltschaft überraschend die Einstellung mehrerer Anklagepunkte beantragt. Dabei geht es um vier von 14 Kunstverkäufen an den 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht. Diese Geschäfte würden bei der zu erwartenden Gesamtstrafe nicht ins Gewicht fallen, sagte Staatsanwältin Valeria Sonntag am Donnerstag am Essener Landgericht. Außerdem könnten diese Vorgänge nicht so rasch aufklärt werden.

Es handelt sich um den Verkauf je eines Bildes von Oskar Kokoschka und Ernst Ludwig Kirchner („Mutter und Sohn“) sowie von zwei Arbeiten von Gerhard Richter („Maria“ und „Tisch“). Der Gesamtschaden für Albrecht aus diesen Verkäufen belief sich laut Anklage auf gut drei Millionen Euro. Achenbach soll Albrecht bei insgesamt 22 Kunst- und Oldtimerverkäufen um eine Gesamtsumme von rund 23 Millionen Euro betrogen haben. Davon entfallen rund 8,5 Millionen Euro auf Kunstwerke.

Achenbach hatte in einem Teilgeständnis zu Beginn die Verkäufe der beiden Bilder von Kokoschka und Kirchner als „Sündenfall“ gegenüber seinem Duzfreund Albrecht bezeichnet. Denn er habe dabei erstmals die Rechnungspreise nach oben manipuliert. Bei den beiden Richter-Bildern habe er Albrecht aber vorab mitgeteilt, dass er Aufschläge auf die Einkaufspreise vornehmen werde. Achenbach hatte in dem Zusammenhang auch von einem „Rechenfehler der Anklage“ gesprochen.

Auch in einem weiteren Anklagepunkt sehen die Verteidiger Achenbach entlastet. Der Bildhauer Tony Cragg sagte als Zeuge aus, dass der von Achenbach für eine seiner Skulpturen in Rechnung gestellte Preis von knapp 400 000 Euro marktüblich sei. Laut Anklage soll Achenbach den Einkaufspreis für die Edelstahlskulptur nahezu verdoppelt und sie für 385 000 Euro an Albrecht weitergereicht haben. Cragg hatte die Skulptur für rund 220 000 Euro an Achenbachs Kunstberatung verkauft.

Achenbach hatte in seinem Teilgeständnis erklärt, er habe beim anschließenden Endpreis von 385 000 Euro noch etwas reduzierend auf Cragg einwirken können. Cragg sagte, er wisse davon nichts, da er nicht in die Preisgestaltung seiner Werke beim Weiterverkauf durch seine Galerie eingebunden sei. Er glaube aber, dass der Marktpreis der Skulptur „tatsächlich 400 000 gewesen ist“. Es sei aber „selbstverständlich“, dass Achenbach auch gehandelt habe. Cragg sagte, er kenne Achenbach seit rund 20 Jahren und pflege eine „freundschaftliche Bekanntschaft“ mit ihm.