Alice Schwarzer gibt „Emma“ ab
Die Ikone des deutschen Feminismus verabschiedet sich als Chefredakteurin, aber sie schreibt weiter.
Köln. "Emma" ist Alice Schwarzer - das ist seit 30 Jahren eine unumstößliche Gleichung. Doch in wenigen Wochen wird sie nicht mehr gelten: Alice Schwarzer will die Chefredaktion ihrer Frauenzeitschrift Anfang 2008, "spätestens im Frühjahr" abgeben. Ihre Nachfolgerin wird die bisherige WDR-Moderatorin Lisa Ortgies.
Dass Schwarzer ihren Rückzug ausgerechnet bei Plauderonkel Johannes B. Kerner im ZDF ankündigte, zeigt allerdings, wie viel sich seit den basisdemokratischen Frauenbewegungs-Zeiten geändert hat und dass sie als Chefin im Kölner Frauen-Media-Turm möglicherweise nicht nur räumlich über der Redaktion thront.
Allerdings sollte man sich nicht auf ihre Beteuerung verlassen, sie wolle künftig nur noch in Frankreich Bücher schreiben oder "einfach mit der Katze unter dem Baum hocken". Denn die Frau, die in den frühen 70er Jahren mit der "Stern"-Kampagne "Ich habe abgetrieben" erstmals auf sich aufmerksam machte, die jahrelang übel angefeindet wurde, ist heute populär und gern gesehen.
Ihren schwer erkämpften Rang als erste Feministin im Lande wird Alice Schwarzer sich so rasch nicht nehmen lassen. Dafür hat sie zu viel Energie und auch zu viel Lust an der Popularität.
Zeitschrift: Die erste Ausgabe lag am 26. Januar 1977 an den Kiosken. Die "Emma" erschien zunächst monatlich, seit Anfang der 90er Jahre im Zwei-Monats-Rhythmus. Die verkaufte Auflage betrug im zweiten Halbjahr 2007 insgesamt 44687 Exemplare.
Inhalt: Die Redaktion hat sich die "Sache der Frau" und die "uneingeschränkte Chancengleichheit von Frauen und Männern" auf die Fahnen geschrieben. Die Zeitschrift hat immer wieder Anstöße zu politischen Debatten gegeben: Proteste gegen Klitorisverstümmelung, Thematisierung und Aktionen gegen sexuellen Missbrauch (seit 1978), Aktionen gegen Pornografie (seit 1979), Diskussionen über die Gefahr des islamischen Fundamentalismus (seit 1979), Thematisierung von Ess-Störungen.