Alice Schwarzer: Neue Milde gegenüber Männern

Neues Buch: Die Frauenrechtlerin und Journalistin sieht das Verhältnis von Männern und Frauen entspannt, warnt aber vor neuen Fallen.

Berlin. Es kommt vor, dass ein konservativer Mann auf Alice Schwarzer zugeht und sagt: "In letzter Zeit finde ich Sie viel netter." Er berichtet dann von seiner Tochter, die Ingenieurin sei und in Boston arbeite. Der Mann findet das gut. Er findet es auch gut, dass seine Ehefrau Hausfrau ist. "Ich versteh das", lacht Schwarzer. "Ich hätte auch gern ’ne Hausfrau zu Hause." Immer alles aufgeräumt, frische Blumen und so.

Die kleine Geschichte enthält für Deutschlands bekannteste Feministin eine Art Bilanz nach fast 40 Jahren Kampf um Gleichberechtigung: "Mir scheint, die Töchter und Söhne der Emanzipation sind angekommen." In Berlin stellte sie gestern ihr neues Buch "Die Antwort" vor. Sie nennt es ein Buch der Freude, der strahlenden Bilanz. Und aus der Freude heraus entwickelt sie eine neue Milde gegenüber Männern.

"Die Weichen sind jetzt so gestellt, dass Frauen die Hälfte der Welt kriegen können", sagt Schwarzer. Jetzt müssten sie aber mehr einfordern, weil neue Gefahren drohten. Im Mittelpunkt steht der Islamismus: "Das erste Opfer der Islamisten sind die Frauen." Aber auch den Themen Pornographie und Hungersucht widmet Schwarzer ein Kapitel in ihrem Buch.

Da klingt enttäuschte Liebe durch, denn von den Linken hatte die Frauenrechtlerin mehr erwartet als von den Konservativen. Egal und ohnehin: "Ich kann nicht sagen, dass ich je unter der Last von Verbündeten zusammengebrochen wäre."

Die Person: Alice Schwarzer wurde am 3. Dezember 1942 in Wuppertal geboren. Sie machte ein Volontariat bei unserer Zeitung und arbeitete danach als Korrespondentin in Paris. Im Januar 1977 erschien die erste Ausgabe der von ihr gegründeten Zeitschrift "Emma". Sie arbeitet in Köln und lebt in Waldbröl.

Die Frauenrechtlerin: Sie setzt sich seit fast 40 Jahren für die Rechte von Frauen ein. Bekannt wurde sie 1975 durch ihr Buch "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen". Schwarzer kämpfte insbesondere gegen den Paragraphen 218, gegen Pornografie und für die Gleichberechtigung und finanzielle Unabhängigkeit von Frauen.

Die Auszeichnungen: Die Journalistin wurde u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Publikums-Bambi und dem NRW-Staatspreis ausgezeichnet. 2004 wurde sie zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt.