Anfang vom Ende der Ölpest
Katastrophe: Diesmal soll es tatsächlich geklappt haben, das Bohrloch ist dicht. Dafür rätseln Experten jetzt über den Verbleib des Öls.
Washington. Dreieinhalb Monate nach der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon könnte für die schlimmste Umweltkatastrophe in der amerikanischen Geschichte nun tatsächlich ein Ende in Sicht sein. Acht Stunden nach Beginn der Operation "Static Kill" ist es offenbar gelungen, mit schwerem Schlamm das defekte Steigrohr zu stopfen.
Läuft weiterhin alles nach Plan, dann soll in etwa einer Woche am Meeresboden mit der Operation "Bottom Kill" die Aktion abgeschlossen werden. Ein BP-Sprecher sprach von einem "Meilenstein" im Kampf gegen die historische Ölpest.
Gut drei Wochen, nachdem es gelungen war, mit einem 75 Tonnen schweren Zylinder die Bohrleitung provisorisch zu verschließen, sei das weltweit mit großer Spannung erwartete "Static Kill" nun schneller als erwartet vom Erfolg gekrönt. Schließlich hatten Experten vorausgesagt, dass die Aktion bis zu zweieinhalb Tage dauern könnte. Mit mehreren Schiffen hatte das Unternehmen unter Hochdruck Schlamm in die Steigleitung gepumpt und das sprudelnde Öl wieder in die Tiefe gedrängt.
Als nächster Schritt ist die Versiegelung des Bohrlochs mit Zement geplant. Ziel der Operation "Bottom Kill" wird es dann sein, am Meeresboden durch ein Entlastungsrohr, das bereits seit Mai gebohrt wird, direkt an der Quelle ebenfalls Schlamm und Zement in die Leitung zu pumpen.
Wie Catalin Tedoriu von der Technischen Universität Clausthal der Nachrichtenagentur dpa sagte, sei "die Bohrung nun effektiv stillgelegt". Es könne nicht mehr viel passieren. Nach dem "Totpumpen" der Quelle gelte es nun, das Entlastungsrohr zu aktivieren und damit die Aktion zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Obwohl seit dem Untergang der Deepwater Horizon nach offiziellen Schätzungen 780 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexiko strömten, etwa 16 Mal so viel wie nach der Havarie des Tankers Exxon Valdez, gibt zwischenzeitlich das mysteriöse Verschwinden der riesigen Ölteppiche Rätsel auf.
Carol Browner, Präsident Obamas Sonderbeauftragte für Klimaschutz und Umweltpolitik, sprach von einem "bedeutenden Wendepunkt". Während sie meint, dass "es uns gelungen ist, den größten Teil des Öls abzuschöpfen", haben Wissenschaftler eine andere Erklärung parat. Sie führen drei Faktoren an: Als Folge der hohen Temperaturen und starken Sonneneinwirkung über dem Golf sei ein Teil des Öls verdunstet. Auch sollen ölfressende Mikroorganismen einen Teil verschlungen haben.
Hauptverantwortlich für die Auflösung des Öls, das sich über tausende Quadratkilometer erstreckt, seien aber vermutlich Chemikalien, die BP in den Golf gepumpt hatte und die das Öl zersetzt hatten. Ausgerechnet von der US-Küstenwacht hatte der Konzern eine Sonderbewilligung erhalten, um diese starke Chemikalien zu verwenden, die zuvor von der Umweltbehörde Epa verboten worden waren.