Angler ärgern sich über Biber

Biberexperte Lutz Dalbeck ist als Schlichter im Einsatz.

Düren. Markus Ailer ist Angler. Doch mit der beschaulichen Ruhe am Wasser ist es seit gut einem Jahr vorbei. Ein Biber hat sich an den Teichen des Angelsportvereins Merken häuslich eingerichtet: Er fällte einen Baum nach dem anderen, höhlte den Uferweg aus. Die Angler mussten sogar einen Teich sperren. Sie waren richtig sauer. Ein Fall für den ehrenamtlichen Biberbeauftragten Markus Noeldgen. Er ist so etwas wie ein Streitschlichter zwischen Mensch und Biber.

Der Biber gilt in Nordrhein-Westfalen noch als gefährdet, aber er breitet sich langsam wieder aus. Nach neuesten Schätzungen gibt es über 300 in NRW. 90 Prozent davon leben in der Eifel, der Rest am Niederrhein, sagt der Biberexperte der Biologischen Station Kreis Düren, Lutz Dalbeck. Grundsätzlich sei der Mensch dem Biber wohlgesonnen. "Biber sind Sympathieträger - bis sie den ersten Obstbaum im eigenen Garten fällen."

Dann müssen die Biberberater ran. Im Kreis Düren arbeiten gleich vier davon. In neun von zehn Fällen reichen schon ein paar kleine Schritte aus, um weiteren Schaden abzuwenden. Entscheidend ist, dass es erst einmal eine Anlaufstelle für "Bibergeschädigte" gibt.

Der kleine Angelsportverein Merken suchte da zunächst vergebens. "Bei der Stadt Düren fühlte sich niemand zuständig", erzählt der zweite Vorsitzende Markus Ailer. Ratlos mussten die 70 Mitglieder beobachten, wie der ungebetene Gast aus der idyllischen Teichlandschaft ein unordentliches Biotop kreierte. Die vom Biber gefällten, abgestorbenen Baumstämme liegen wie Mikadostäbe im Wasser des mittlerweile gesperrten Teiches.

Das erste Treffen zwischen Noeldgen und den Anglern war recht ungemütlich. "Die Leute haben nur das Negative gesehen, nicht das Positive. Aber ein Biber richtet nicht nur Schaden an", sagt der Schlichter. Biber sind exzellente und eigenwillige Wasserbauingenieure, die locker zwei Meter hohe Dämme bauen, Bäche verlegen, Lichtungen schaffen und durch diese naturnahen Lebensräume andere Tiere anlocken.

Die Angler dagegen karrten Schubkarren mit Kies heran, um den vom Biber unterhöhlten Uferweg zu retten. Noeldgen und Ailer machten schließlich einen Deal: Die Angler geben den oberen bereits gesperrten Teich auf. "Da kann sich der Biber austoben", so Noeldgen. Im Gegenzug kümmert er sich um einen Biberschutz am unteren Teich. Mit den Anglern wird er am Ufer einen stabilen Maschendraht auslegen. Dann ist Schluss mit Graben.