Chemie-Manager Helmut Heymann: Fröhlich, aber ein harter Hund

Der Monheimer Chemie-Manager Helmut Heymann will Bürgervereinen mehr politisches Gewicht verschaffen.

Monheim. Der Mann hat Gewicht. Optisch sowieso, aber auch im Berufsleben. Außerdem spricht einiges dafür, dass die Politiker in Düsseldorf und Berlin künftig von Helmut Heymann hören werden. Der 57 Jahre alte Vorstand des Chemie-Unternehmens Cognis ist gleichzeitig Vorsitzender des Bundesverbandes der Bürgervereine.

Dieses Amt bekleidet der Monheimer seit Januar. Nun hat er sich zum Ziel gesetzt, den Verband zu einem politischen und gesellschaftlichen Korrektiv in Deutschland zu machen. Die Voraussetzungen sind blendend. Wenn die mehr als 100.000 Mitglieder in den deutschen Bürgervereinen mit einer Stimme sprechen, dann spitzt man in Bund und Ländern garantiert die Ohren.

"Im September haben wir unseren Bürgertag in Leipzig. In meiner Rede werde ich auf die Frage eingehen, was Bürgervereine in Zukunft sein sollen", sagt Heymann. Sich selbst hat er diese Frage längst beantwortet. Der Sinn der Vereine ergibt sich für den Manager aus deren Geschichte: Sie müssen ein Spiegel der Gesellschaft sein.

Die Wurzeln der Bürgervereine reichen weit ins 19. Jahrhundert zurück. Damals formierte sich der bürgerliche Widerstand gegen das feudale System. Im Prinzip sind die Bürgervereine also so etwas wie frühe Demokratiebewegungen. Auch deshalb trifft es sich recht gut, dass sich die aktuellen Mitglieder 20 Jahre nach dem Fall der Mauer zum Bürgertag in Ostdeutschland treffen.

Dort könnte der September 2009 für die Bürgervereine eine Kehrtwende einläuten. Denn wenn Heymann sein Ziel erreicht, dann sind die Gruppen künftig keine reinen Festveranstalter oder Reisegemeinschaften mehr, sondern nehmen aktiv an gesellschaftspolitischen Diskussionen teil. "Dann bekommen sie öffentliches Gewicht", sagt Heymann.

Im Monheimer Stadtteil Baumberg hat er etwa 500 Leute hinter sich geschart und verfolgt seit 1991, was nun auch bundesweit geschehen soll. Die Kommunalpolitiker hören genau hin, wenn der Vorsitzende seine launigen Reden hält.

"Ich bin rheinisch", sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. "Ich feiere auch Karneval." Das umschreibt den Ton, in dem Heymann Politikern seine Meinung geigt: Schonungslos, aber immer mit Augenzwinkern.

In seiner Heimatstadt hat er damit Erfolg. Als der Stadtrat vor einiger Zeit eine Baum- und Heckensatzung verabschiedete, sah er sich dem geballten Zorn des Baumberger Allgemeinen Bürgervereins gegenüber.

Die Politiker hielten dem nicht allzu lange Stand. Die Satzung gibt es zwar immer noch. "Aber für Privatleute gilt sie nicht", sagt Heymann, ohne auch nur zu versuchen, seine Genugtuung zu verbergen.

Der rheinisch-fröhliche Vereinsmensch kann ein harter Hund sein. Das mussten hochrangige Düsseldorfer erfahren, die es ihm übelnahmen, dass er die Cognis-Hauptverwaltung 2005 von Düsseldorf nach Monheim verlagerte. Als die Herrschaften versuchten, mehr oder weniger sanften Druck auszuüben, konterte Heymann mit dem Götz-von-Berlichingen-Zitat. Heute haben die Cognis-Manager einen prächtigen Rheinblick. "Viel schöner als im Düsseldorfer Hafen. Und billiger ist es auch noch."

Heymanns Bürgervereine der Zukunft sind unparteiisch, aber nicht unpolitisch. Dass sich aus diesen Gruppen schon oft Wählergemeinschaften gebildet haben, sieht der Bundesvorsitzende eher kritisch: "Ich will, dass wir im vorparlamentarischen Raum politisch aktiv sind." Die Kommunalpolitiker in Monheim wissen schon, worauf sich die Bundespolitiker womöglich einstellen müssen.