NRW rüstet sich für Chemieunfälle

Fünf Millionen Euro für Entgiftungseinheiten.

Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Landesregierung rüstet die Feuerwehren landesweit auf, um künftig Chemieunfällen, aber auch möglichen Terrorangriffen, die mit atomaren, biologischen oder chemischen Kampfstoffen durchgeführt werden, begegnen zu können. Eine rund 250 000 Euro teure Dekontaminationseinheit (Entgiftungseinheit) stellte Landesinnenminister Ingo Wolf (FDP) am Montag vor.

Zwei Zelte und ein Container gehörten zu der Einheit. Die Größe ist allerdings flexibel, bei größeren Unfällen oder gar Terrorangriffen kann die Standardgröße erweitert werden. Zur Grundgröße gehören 60 Feuerwehrleute, die nach dem aktuellen Konzept 50 Betroffene pro Stunde von dem Giftstoff säubern können. Im Ernstfall dauert es rund eine Stunde, bis die Entgiftungseinheit aufgebaut wird.

Die Betroffenen werden im Ernstfall auf einem Plastikschlitten zu der zentralen Versorgungseinheit geschleppt. Dort werden sie entkleidet und in einer Art Dusche werden die giftigen Stoffe abgewaschen. Anschließend werden sie weiter medizinisch betreut - in der Regel auf Krankenhäuser oder große Sanitätseinrichtungen verteilt.

Das erste Exemplar ging am Montag an das NRW-Feuerwehrinstitut, das die Feuerwehrleute für das ganze Land schult. In einem ersten Schritt werden 20 Einheiten an die 54 Städte und Kreise ausgeliefert, der Rest soll bald folgen, sagte Wolf.

NRW ist einer der großen Chemiestandorte bundesweit. Das Land steckt 84Millionen Euro jährlich in den Katastrophenschutz. Dennoch kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. So listet der Katastrophenschutz für das vergangene Jahr elf größere Chemiestörfälle auf - darunter die Unfälle bei Bayer in Wuppertal oder im Chemiepark Dormagen mit der großen, weithin sichtbaren Brandfackel. Und genau vor einem Jahr gab es in Wülfrath einen schlimmen Unfall mit 54 Verletzten. Dort wäre die neue Dekontaminationseinheit zum Einsatz gekommen.