Clotilde Reiss: Die Gefangene

Seit sechs Wochen sitzt die 24-jährige Französin in einem iranischen Gefängnis.

Clotilde Reiss hat ihren 24.Geburtstag in einem iranischen Gefängnis verbracht. Seit sechs Wochen sitzt die blasse, junge Französin in Haft. Der Iran macht ihr den Prozess, weil sie zu Massenprotesten angestachelt haben soll. Ihr Vergehen? Reiss hat mit ihrem Mobiltelefon die Proteste nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl fotografiert und die Aufnahmen nach Frankreich verschickt. Außerdem soll sie einen Bericht verfasst haben.

Lieb, nett und wohlwollend sei die vermeintliche Aufrührerin, sagen Freunde in Frankreich über sie. "Clotilde ist nicht politisch", sagt ihr Vater Rémi Reiss. "Sie engagiert sich dort nicht." Als Französischlehrerin kam Clotilde Reiss im Februar nach Isfahan, einer Stadt im Landesinneren des Iran. Die junge Frau hatte erst im Herbst ihr Diplom gemacht.

Tatsächlich hätten ein paar Freunde während der Proteste eine E-Mail von Clotilde bekommen, berichtet eine ehemalige Kommilitonin. Darin habe ihre Freundin als Augenzeugin erzählt, "was sie gesehen hat - nichts anderes, als man ohnehin in den Medien gesehen hat". Dem Iran reicht das aber, um die junge Frau vor Gericht zu stellen. Proteste der französischen Regierung blieben bisher erfolglos.