Ann-Kathrin Kramer: „Familie, das ist mein Zuhause“
Die Wuppertaler Schauspielerin über Mütter und ihren Anspruch, in allem perfekt zu sein.
Wuppertal. Familie ist Krisenmanagement — zumindest für Sabine Meister, gespielt von Ann-Kathrin Kramer in der Komödie „Alles Bestens“ (Montag, 20.15 Uhr, ZDF). Unserer Zeitung verrät die Schauspielerin, wie sie ihr Familienleben organisiert, damit es nicht so chaotisch wird wie das ihrer Film-Familie.
Frau Kramer, in der ersten Szene von „Alles Bestens“ decken Sie einen vorbildlichen Frühstückstisch. Sind Sie auch so perfektionistisch?
Ann-Kathrin Kramer: Ich kann mich auf jeden Fall sehr gut in die Rolle reinfinden, auch wenn ich nicht so bin. Viele Frauen versuchen sowohl im Beruf als auch im Haushalt, alles perfekt und souverän zu machen. Für Sabine Meister ist das ein Mittel, um die Familie zusammenzuhalten.
Bleiben an Frauen stets unangenehme Aufgaben hängen?
Kramer: Ich glaube, dass man da eine Eigenverantwortung hat. Wenn Sabine Meister nicht jeden morgen frisch aufgebackene Brötchen serviert, wird die Familie trotzdem zusammensitzen. Diesen Perfektionismus haben viele Frauen antrainiert bekommen. Das kann man aber auch einfach sein lassen — und es wird trotzdem nichts Schlimmes passieren. (lacht) Die Kinder werden nicht sofort auf der Straße landen, der Mann wird einen nicht verlassen. Es wird alles genauso weitergehen. Meiner Meinung nach könnte man vieles lässiger sehen.
Es ist nicht schlimm, wenn der Boden mal dreckig ist. Sind auch die Männer gefragt?
Kramer: Oft kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Wenn es ihnen immer einer hübsch macht, ist es klar, dass Männer das genießen. Sie werden ja den Teufel tun und sagen: Ach Schatz, lass mich das doch mal machen. (lacht)
Sind Sie denn gelassen?
Kramer: Ich bin sehr gelassen. (lacht) Das habe ich vielleicht in den letzten Jahren perfektioniert, nicht immer alles perfekt machen zu wollen.
In dem Film dreht sich bei dem Eltern alles um die beiden Kinder. Passiert das vielen Paaren?
Kramer: Die Gefahr ist sehr groß. Sobald Kinder da sind, stehen sie im Fokus — zu recht. Man will das gut machen, aber man hat weniger Zeit für die Beziehung. Paare müssen eine Struktur finden, in der sie nicht zu kurz kommen.
Wie schaffen Sie das?
Kramer: Ich schaffe kleine Inseln. Zeiträume, in denen wir uns um uns kümmern.
Ist es eine Herausforderungen, wenn zwei Schauspieler ein „normales“ Familienleben zu führen?
Kramer: Wir sind eine ganz „normale“ Familie, auch wenn wir andere Arbeitszeiten haben. Das Prinzip ist dasselbe. Heutzutage müssen etwa wegen langer Arbeitszeiten viel mehr Menschen improvisieren, als das bei unseren Eltern der Fall war.
Hat die Familie dadurch an Stellenwert verloren?
Kramer: Nein, Familie hat für die meisten Menschen eine große Bedeutung. Aber die Form, wie das gelebt wird — ob man verheiratet ist, ob da Freunde dazugehören, in welcher Wohnsituation man sich befinden möchte —, das hat sich geändert. Es ist breiter gefächert als früher. Aber das Grundbedürfnis ist geblieben.
Wen bezeichnen Sie als Familie?
Kramer: Die Familie, das ist alles. Wie bei der Mafia. (lacht) Im Ernst: Ich finde das sehr wichtig, und wir leben das auch ganz klassisch. Die Familie hat eine Bedeutung, weil sie mir Kraft gibt. Familie, das ist mein Zuhause.