Aus Trotz einen Staat gegründet
Eli Avivi beansprucht seit 60 Jahren ein Stück Land für sich. Als der Abriss drohte, gründete er seinen eigenen Freistaat.
Naharija. In seinem eigenen Land hat Eli Avivi ein schönes Leben. Eine alte Dame, vier Hunde und ungefähr zehn Katzen sind seine Untertanen. Das Staatsgebiet misst gerade mal einen Hektar, und die königliche Armee besteht aus allem, was bellt. „Ich bin Präsident, Kanzler und Diktator in einem“, sagt der 81-jährige Mann, dem die weißen Haarbüschel buchstäblich aus jeder Pore sprießen. Wenn man so will, ist „Achsivland“ an Israels Nordgrenze einer der kleinsten Freistaaten der Welt.
Ein gutes Dutzend Steinbauten und Holzhütten gehören dazu. Nur einen Steinwurf entfernt rauscht das Mittelmeer. Im Norden thront das Libanongebirge. Eli Avivi lebt seit nunmehr 60 Jahren hier. 1951, Israel selbst war erst vor kurzem geboren, entdeckte er als 21-Jähriger das kleine Fleckchen Land an der libanesischen Grenze. „Es ist der schönste Ort, den ich jemals gesehen habe“, sagt der ehemalige Seefahrer Avivi, während eine Meeresbrise an seinem langen, weißen Gewand zerrt. Avivi blieb, bis heute.
In einem Land, in dem seit jeher um jeden Quadratmeter Boden gekämpft wird, hatte Eli Avivi es lange Zeit nicht leicht. Mehr als einmal versuchten die Behörden dem schrulligen Treiben ein Ende zu setzen. In den 1970er Jahren rollten plötzlich Bulldozer an und drohten mit dem Abriss. Aus Trotz proklamierte Avivi seinen eigenen Staat. In Anlehnung an den gleichnamigen Nationalpark um die Ecke taufte Avivi seine Republik „Achsivland“.
Prompt wurde der selbst ernannte Herrscher vor den Richter zitiert, der am Ende beide Augen zudrückte und Avivi gewähren ließ. „Er hat gesagt, er kennt mich und weiß, dass ich nichts Schlechtes mache“, sagt der alte Mann und lächelt. Offiziell anerkannt ist der Staat nicht. Avivi ist das egal.
Denn heute, 40 Jahre später, hat der Mann Kultstatus in Israel. Es gibt einen Film über den exzentrischen „König“. Auch über fehlenden „Staatsbesuch“ kann er sich nicht beklagen: Schimon Peres, Friedensnobelpreisträger und heute Staatspräsident, schaute schon vorbei. Und die italienische Filmdiva Sophia Loren sonnte sich einen ganzen Monat in „Achsivland“.
„Er ist eine Legende“, sagt eine Besucherin aus Naharija. Im Sommer tummeln sich oft Hunderte von Touristen, Musikern und Einheimischen auf dem Gelände. Es gibt einen Zeltplatz und viele Gästezimmer. „Er ist gut für den Tourismus in unserer Region“, sagt Galia Maor, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung in Naharija. Die Behörden haben ihren Frieden mit Eli Avivi gemacht.
Besonders deutsche Touristen statten „Achsivland“ gern einen Besuch ab. „Es ist ein kleines Paradies“, sagt Antje Teichert aus Berlin. Im Reiseführer hatte sie über den schrulligen Mikrostaat gelesen und extra einen Umweg gemacht. „Ich komme definitiv wieder“, verspricht sie.