„Mer alle sin Clowns“ - Karneval vor Höhepunkt
Köln (dpa) - Der Karneval steuert auf seinen Höhepunkt zu: Hunderttausende Jecke feierten am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein ausgelassen auf den Straßen der rheinischen Karnevalshochburgen und schunkelten sich warm für die Rosenmontagszüge, zu denen Millionen Narren erwartet werden.
Bei Temperaturen um die fünf Grad hatten sich viele unter ihren bunten Kostümen allerdings dick eingepackt.
In der Kölner Innenstadt bejubelten die Karnevalisten wie jedes Jahr rund 100 Schulklassen und Stadtviertel-Vereine, die in den Schull- und Veedelszöch durch die Straßen zogen. Die Gruppen begeisterten mit ihren aufwendigen Kostümen - als Buntstifte, Google-Street-View-Autos, Suppenköche, Mülltonneninhalt, Boote oder Wald. „Mer alle sin Clowns im Karneval“, verkündete ein Motivwagen.
In Düsseldorf wurde am Sonntag traditionell die Königsallee von den Narren heimgesucht, die dieses Jahr unter dem Motto feiern: „Jebaggert, jebuddelt, jebützt.“ Derweil wurden in den Wagenbauhallen der Landeshauptstadt noch bis zuletzt die aktuellen politischen Skandale in Pappmaché gekleidet.
In Aachen marschierten 4000 Kinder beim Kinder-Kostümzug mit. Ob der Einsturz des Kölner Stadtarchivs oder die vielen Schlaglöcher auf den Straßen - die Narren rechneten ab. Eine Schule wandelte das Motto des Kölner Rosenmontagszugs - „Köln hat was zu beaten“ - für sich lokalpatriotisch ab: „My Heart beats Kölsch“. Auf ihren Hüten trugen Schüler, Eltern und Lehrer bekannte Kölner Aushängeschilder wie den Dom, das Kölnisch Wasser, den Klüngel oder den 1. FC Köln. „Seit August basteln wir an diesen Kostümen, um unserer Lieblingsstadt ein Denkmal zu setzen“, sagte eine Lehrerin. „Jeder hat seinen Hut selber gemacht.“
Andere Schulen nahmen mit ihren Kostümen die aktuelle Schulpolitik auf die Schippe. Ein Wagen machte einem Schulamtsbeamten aus Pappe Feuer unter dem Hintern. Andere gingen als „G8-G9-Versuchskaninchen“, in Anspielung auf die Verkürzung der Schuldauer. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) wurde als „Schul-Circus-Ministerin“ verspottet.
Die Tradition der Schull- und Veedelszöch reicht bis ins Mittelalter zurück. Damals machten sich Gesellen aus Handwerksbetrieben über ihren mühseligen Alltag lustig. In Köln gelten die Schull- und Veedelszöch aufgrund ihrer langen Tradition als die ursprünglichste Form des Karnevals.