Autor Jürgen Becker mit Georg-Büchner-Preis geehrt

Darmstadt (dpa) - Der Schriftsteller Jürgen Becker hat den renommierten Georg-Büchner-Preis erhalten. Der 82-jährige Autor bekam die mit 50 000 Euro versehene Auszeichnung am Samstag im Staatstheater Darmstadt verliehen.

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Die Ehrung gilt als wichtigste literarische Auszeichnung Deutschlands.

„Seine Gedichte lehren uns eindringlich, unsere Welt und unsere Sprache aufmerksamer wahrzunehmen“, hieß es in der Begründung der Jury. Sein Werk habe die deutschsprachige Dichtung über Generationen entscheidend geprägt.

Becker, der in Odenthal bei Köln wohnt, wurde bereits als Lyriker, Hörspiel- und Prosaautor vielfach ausgezeichnet. Becker sagte bei der Verleihung in Darmstadt: „Ich danke der Jury für ihre Würdigung dessen, was bislang entstanden ist. Ich begreife sie als Aufforderung, nicht stehen zu bleiben.“

Sein Alter halte ihn nicht davon ab, immer wieder neu zu beginnen, sagte der Preisträger. Er wisse nicht, ob er die „entscheidenden Sätze“ überhaupt schon geschrieben habe. Seine Werke entstammten Gesprächen mit sich selbst über eigene Erfahrungen und Wahrnehmungen. Im Leser könnten sie sich fortführen.

Autor Lutz Seiler würdigte in seiner Laudatio Beckers eigene Technik des Narrativen. Seine Schreibweise zeige anhand von Erinnerungen, wie wir selbst in der Geschichte stehen, bevor sie in die späteren, reflektierten Formen gegossen ist. „Ein großer Preis für ein großes Werk. Meine und unsere Freude darüber ist ganz ohne Grenzen.“

Becker erhielt bereits 1994 den Peter-Huchel-Preis, den Uwe-Johnson-Preis (2001), den Hermann-Lenz-Preis (2006) und den Günter-Eich-Preis (2013). Zu seinen Werken gehören unter anderem „Das Ende der Landschaftsmalerei“ (1974) und „Foxtrott im Erfurter Stadion“ (1993). Zuletzt erschien 2012 „Scheunen im Gelände“, Gedichte mit Collagen von Rango Bohne, seiner Frau. Von 1974 bis 1994 leitete Becker die Hörspielredaktion des Deutschlandfunks in Köln.

Zusammen mit dem Büchner-Preis verlieh die Akademie zwei weitere Auszeichnungen. Der mit 20 000 Euro dotierte Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ging an den Historiker Jürgen Osterhammel (62). Seine Werke „betreiben historische Aufklärung im schönsten Sinne des Wortes“, begründete die Jury. Die Publizistin Carolin Emcke (47) erhielt den ebenfalls mit 20 000 Euro verbundenen Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay für ihre Werke zu Gewalt und Ausgrenzung in aller Welt.

Die Akademie für Sprache und Dichtung wurde 1949 gegründet, heute gehören ihr rund 180 Mitglieder an. Die Verleihung des Büchner-Preises ist der feierliche Abschluss ihrer Herbsttagung. Im vergangenen Jahr erhielt die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff die begehrte Auszeichnung. Zu den bisherigen Preisträgern gehören etwa Erich Kästner (1957), Günter Grass (1965), Heinrich Böll (1967) und Friedrich Dürrenmatt (1986). Namensgeber ist der deutsche Revolutionär und Dramatiker Georg Büchner („Woyzeck“), der 1813 im Großherzogtum Hessen geboren wurde und schon 1837 in Zürich starb.