Bauer, der Bildungsbotschafter

Normalerweise lässt Ralf Bauer Frauenherzen höher schlagen, doch er kann noch mehr: Im Theater und in Schulen will er Lust auf Literatur machen.

Düsseldorf. Auf der Steinstraße verdrehen die Autofahrer die Hälse, als sie den jugendlichen Mann vor der Gruppe Fotografen erkennen. Lässig wirft er sich vor den Objektiven in Pose, lässt die stahlblauen Augen durchdringend unter der Hutkrempe hervorblitzen. Dazu knipst er dieses angedeutete Lächeln an, das ihn vor 13 Jahren zu Deutschlands Mädchenschwarm Nummer eins machte.

So lange ist es her, dass Ralf Bauer sich mit der ARD-Serie "Gegen den Wind" in die Herzen vor allem der Zuschauerinnen charmierte. Beim Fototermin jetzt in Düsseldorf wirkt es, als sei die Surfer-Schmonzette erst gestern abgedreht gewesen.

Wer Ralf Bauer persönlich gegenüber steht, glaubt kaum, dass dieser Mann mit seiner jungenhaften Ausstrahlung und dem Kleidungsstil eines Sportstudenten schon 42 Jahre alt ist.

Zu deutlich blitzt immer wieder der Sonnyboy-Bauer durch, der in Liebeskomödien und Vorabendserien die Frauen zum Schmelzen brachte - sei es sein Kino-Durchbruch "Workoholic" (1996), sei es die TV-Version der Ritter-Saga "Tristan und Isolde" (1998) oder die ZDF-Serie "Fünf Sterne", in der er einen Hotelier mimt.

Weniger bekannt ist indes, dass Ralf Bauer auch anders kann. Ernst. Klassische Stoffe. In Düsseldorf will er am 6.Oktober mit einem Solo-Bühnenprogramm zeigen, dass er zu Unrecht in der Herz-Schmerz-Schublade steckt.

Im Theater "Komödie" zeigt Ralf Bauer einen Rezitationsabend mit klassischer Literatur - Lyrik von Ringelnatz bis Rilke, Eichendorff bis Heinz Erhardt. Er bringt sie nicht belehrend mit Lesebrille und Wasserglas, sondern spielend, die Bühne ausnutzend, improvisierend.

Seit 2005 tourt er zwischen Film- und Fernsehterminen immer wieder mit solchen Abenden durch die Theater der Republik - und auch durch Schulen. "Ich will vor allem jungen Leuten Lust auf Literatur machen", sagt er. Bauer, der Bildungsbotschafter?

Ein harter Kontrast zu seiner Fernseharbeit - härter als es Bauer selbst lieb ist. "In Deutschland wird man als Künstler immer zu stark in eine Kategorie gepresst", sagt der Schauspieler. Er erzählt von seiner Hamburger Schauspielschule, wo er Ende der Achtziger Jahre als hoffnungsvolles Bühnentalent galt - mit Schillers Dramen als Spezialgebiet.

Dann kam das Angebot, in der ARD den "Disney Club" zu moderieren - eine Kindersendung. "Mein Rollenlehrer hat nur gesagt: Lass die Finger von der Mickymaus - das macht Dir die Karriere kaputt. Aber ich wusste, beim Fernsehen erreiche ich einfach mehr Leute."

Bauer will beides machen: Fernsehen fürs Massenpublikum und die Klassiker im Theater. In Frankfurt wurde er als "Urfaust" gefeiert, mit Hans-Joachim Fuchsberger brillierte er im Zwei-Personen-Stück "Der Priestermacher". Dazu hat er mehrere Bücher und DVDs über Yoga veröffentlicht.

Seine aktuelle Solo-Tour verbindet er mit den Dreharbeiten zu einer neuen Sat.1-Komödie. Ein Terminkalender, der Bauer nicht viel Zeit lässt, mal daheim in München im eigenen Bett zu schlafen. Doch er lächelt nur, der Sonnyboy ist wieder da. "Mein Lehrer hat damals offensichtlich falsch gelegen."