Franz Maget: Der unerschütterliche Verlierer

Bayern-Wahl: Egal wieviel die CSU verliert – SPD-Spitzenkandidat Franz Maget kann nicht gewinnen. Das spornt ihn noch an.

München. Wie leidensfähig kann ein Politiker eigentlich sein? Um diese Frage zu beantworten, hilft ein Blick in den tiefen Süden unseres Landes. Ein Mann im besten Alter stürzt sich fünf Jahre nach einer vernichtenden Niederlage erneut in eine Wahl gegen einen angeschlagenen Gegner. Und er weiß dennoch: Er kann nicht gewinnen. Er wird wohl nie Bayern regieren.

Die Rede ist von Franz Maget. Der 54-Jährige ist Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat der bayerischen SPD und somit der Herausforderer von Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein - rein formal gesehen. Bayerns DGB-Vorsitzender Fritz Schösser, ihm eigentlich wohl gesonnen, nennt Maget nur ein "armes Schwein". Denn die SPD müsste es schon als großen Erfolg verbuchen, wenn sie am Sonntag wenigstens halb so viele Stimmen wie die CSU bekommen würde. Maget aber entgegnet: "Ich bin kein armes Schwein. Ich bin der stolzeste, selbstbewussteste Politiker dieses Landes."

Stolz, Selbstbewusstsein, auch Höflichkeit und Nachdenklichkeit - das zeichnet Franz Maget aus. Eigenschaften, die zu großen Teilen auf seine Herkunft zurückzuführen sind. Der Sohn eines Schneiders wuchs in den 50er und 60er Jahren in einem Vorort von München auf. Mit viel Fleiß erarbeitete sich der begabte Schüler die Möglichkeit, aufs Gymnasium gehen zu dürfen. Gleiche Bildungschancen auch für Kinder aus kleinen Verhältnissen - diese zentrale Forderung Magets hat viel mit seiner Geschichte zu tun.

Wer wissen will, was den 17-Jährigen 1971 in die SPD zog, muss heute nur an die Wand seines Arbeitszimmers blicken. Dort hängt ein großes Porträt von Willy Brandt, dem ersten SPD-Bundeskanzler. Höhere Löhne, soziale Absicherung, die Einführung des Bafögs - ganz praktische Verbesserungen für die einfachen Leute waren es, die Maget begeisterten.

Im SPD-Ortsverein lernte Maget während des Studiums Dorothea Brückel, seine heutige Ehefrau, kennen. Sie verliebten sich, 1980 kam Töchterchen Sara zur Welt. Da Magets Freundin ihre Ausbildung nicht abbrechen wollte, entschloss er sich, ein Jahr zu Hause zu bleiben und seine Doktorarbeit zu schreiben. "Aber das sah Sara anders", sagt er heute, "ich kam nicht mal dazu, die Zeitung zu lesen." Seit damals weiß Maget sehr gut, was Kinderbetreuung bedeutet.

Franz Magets steile Karriere in der SPD begann 1990 mit einer kleinen Sensation: Er gewann das Direktmandat in seinem Wahlkreis gegen den CSU-Finanzminister Gerold Tandler und verteidigte es 1994 und 1998 gegen die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier. Nach einer - nach damaligem Empfinden - deftigen Wahlniederlage 1998 (28,7 Prozent) machte ihn die Fraktion im Jahr 2000 zum Chef. 2003 verlor die SPD nochmal neun Prozentpunkte. Doch Maget, der unermüdlich einen aussichtslosen Wahlkampf geführt hatte, hielt sich im Amt.

Wieder aufstehen, niemals aufgeben - das liegt Maget. Und so wird er wahrscheinlich auch am Sonntagabend wieder lächeln. Und vielleicht, wenn die CSU ihre absolute Mehrheit verliert, versucht er tatsächlich das Unmögliche: Ministerpräsident zu werden mit einer Vierer-Koalition aus SPD, Grünen, FDP und Freien Wählern.