Magnus Carlsen: Mit 17 Jahren ein Meister am Brett

Der Norweger Magnus Carlsen ist ein Wunderkind. Er war sogar schon die Nummer eins der Weltrangliste.

Lommedalen. Karlsson vom Dach hat außergewöhnliche Fähigkeiten. Die Hauptfigur der gleichnamigen Kinderserie nach Astrid Lindgren hat einen Propeller auf dem Rücken, kann damit fliegen und wohnt auf dem Dach des Hauses der schwedischen Familie Svantesson.

Fliegen kann Magnus Carlsen zwar nicht. Trotzdem ist der 17-jährige Norweger außergewöhnlich. Der Schüler gilt als Schach-Wunderkind - als "Carlsen vom Schach". Dies bestätigte er Anfang des Monats bei einem Turnier in Bilbao.

Durch einen Sieg gegen Tejmur Radschabow aus Aserbaidschan und ein Remis gegen den indischen Weltmeister Viswanathan Anand eroberte er die Spitze der Weltrangliste.

Diese wurde ihm inzwischen vom Bulgaren Weselin Topalow wieder abgeknöpft, die Schach-Experten sind sich aber einig: Magnus Carlsen ist der künftige Weltmeister. So zum Beispiel die russische Schach-Legende Garri Kasparow, gegen die Carlsen schon im Alter von 13 Jahren ein Remis erreichte. Kasparow wurde mit 22 Jahren der jüngste Weltmeister aller Zeiten. Carlsen hat also noch Zeit für einen neuen Rekord.

Genau mit 13 Jahren, drei Monaten und 27 Tagen stieg der Schlacks zum Schach-Großmeister auf. Dazu muss man bei mindestens zwei internationalen Turnieren eine vorgegebene Mindestpunktzahl erreichen, weltweit gehören nur knapp 800Spieler zu diesem erlauchten Kreis.

Großmeister-Kollege Lubomir Kavalek bezeichnete den jungen Carlsen einmal als "Mozart des Schachs". Wegen seiner enormen Konzentrationsfähigkeit, die er mit einem gehörigen Schuss Spielwitz kombiniert.

Dieser Spielwitz missfällt seinem Trainer Simen Agdesten gelegentlich: "Magnus’ Begabung ist außergewöhnlich. Aber er will immer Spaß haben und guckt sich die Dinge auf dem Brett nach Lust und Laune an."

Das Talent fiel Magnus’ Eltern in der Kleinstadt Lommedalen schon auf, als er im Alter von vier Jahren mit seinen Legosteinen spielte. Stundenlang baute der Kleine Züge, Häuser und Brücken. Als sein Sohn ein Jahr später sämtliche Länder der Erde mit Hauptstadt, Bevölkerungszahl und Flagge aufzählen konnte, war Vater Henrik Carlsen sicher: Mein Sohn hat herausragende Fähigkeiten.

Er brachte ihm Schach bei. Magnus verstand schnell, interessierte sich aber nicht sehr für das Spiel. Das änderte sich einige Jahre später durch seine Leidenschaft für Computer. Im Internet begann der Teenager, mit der ganzen Welt Schach zu spielen.

Vor dem Computer in seinem Elternhaus sitzt der zurückhaltende Magnus nur noch selten. 200 Tage im Jahr ist er unterwegs zu Turnieren in aller Welt - bislang spielte er 250.000 Dollar Preisgeld ein. Auch die Schule kommt nicht zu kurz, seit drei Jahren besucht er die Eliteschule für Leistungssportler in Oslo.

Zur Entspannung tut er das, was ganz normale Jungs auch machen: Fußballspielen. Will er damit auch Niederlagen am Brett verarbeiten? "Nein, ein verlorenes Schachspiel ist nicht so schlimm. Aber ich bin sauer, wenn ich gegen meine Schwester im Monopoly verliere."