Beim Klabautermann!
Vor 50 Jahren ging Pumuckl erstmals auf Sendung. Ganze Generationen sind seitdem mit dem rothaarigen Kerl groß geworden.
München. Haben Geister eigentlich einen Geburtstag? Bei dem kleinen Klabautermann Pumuckl ist selbst seine „Mutter“, die Münchner Schriftstellerin Ellis Kaut nicht ganz sicher: „Ich kann es selbst als Autorin nicht sagen, ob er Geburtstag hat oder nicht.“ Schließlich sei er ein Geistwesen. „Er ist nicht von dieser Welt“, sagte die 91-Jährige. Allerdings sei sie in der Frage nicht immer konsequent gewesen. 1970 ließ sie ihn etwa in „Pumuckl will Geburtstag haben“ sagen, er sei genau vor „siebzigdreizehn Jahren“ auf die Welt gekommen, auf einem Segelschiff während eines schlimmen Sturms. Ein andermal skandiert der Kobold: „Geburtstag ist ein schöner Tag, ich jeden Tag Geburtstag mag.“
Auf den 21. Februar 1962 datiert jedenfalls der Bayerische Rundfunk (BR) den ersten Tag im Leben des kleinen Quälgeistes: Damals erlebte der rothaarige Kobold zumindest seine mediale Geburt. Mit „Spuk aus der Werkstatt“ wurde das erste Pumuckl-Hörspiel gesendet. Wenige Jahre später folgten die Romane, in den 80er Jahren die Fernsehserie und der erste Spielfilm. Der BR feiert den runden Geburtstag mit mehreren Sendungen.
Die ersten Worte des unsichtbaren Kobolds in der Werkstatt von Schreinermeister Eder waren freilich weder „Mama“ noch „Auto“, sondern: „Pumuckl neckt, Pumuckl versteckt, niemand entdeckt!“ Die Stimme lieh ihm Hans Clarin, der wie ein echter Klabautermann von der Küste stammte und Pumuckl über Jahrzehnte seinen stimmlichen Charakter gab. Den gutmütigen Meister Eder verkörperte in Hörspielen Alfred Pongratz und im TV Gustl Bayrhammer.
Berühmte erste Worte
Pumuckl blieb aber nicht lange ein bayerisches Phänomen. Generationen in ganz Deutschland wurden mit „Meister Eder und sein Pumuckl“ groß. In der Schweiz spricht Pumuckl Schweizerdeutsch, auch in anderen Ländern wie Spanien und Frankreich und sogar in China erobert der Kobold Kinderherzen.
Dabei sind die Lebensumstände des Frechdachses nicht leicht zu fassen. Die Frage etwa, ob er nach Jahrzehnten als Single auch mal eine Freundin haben darf, musste gerichtlich entschieden werden. Seine ursprüngliche Zeichnerin Barbara von Johnson hatte Kinder in einem Malwettbewerb eine Freundin für Pumuckl malen lassen. Das Münchner Landgericht erlaubte das zwar nach monatelangem Gezerre. Doch die Erfinderin Kaut fand eine Gespielin für den Kleinen „unappetitlich“ — nicht zuletzt sah sie ihre Autonomie über Pumuckls Biografie in Gefahr.
Wenn das vom BR angegebene Geburtsdatum stimmt, dann hätte Pumuckl das Sternzeichen Fisch. Sensibel, aber schwer zu fassen sollen sie sein — das würde passen. Kaut kann sich freilich mit der Idee nicht recht anfreunden und glaubt, dass sich ihr Pumuckl nicht für sein Horoskop interessiert. „Ich bin kein Freund der Astrologie. Und so was vererbt sich ja auf Kobolde.“