Berliner Modewoche: Alles ist erlaubt
Berlin (dpa) - Was trägt man im kommenden Frühjahr und Sommer? Die Berliner Fashion Week hat neue Kollektionen gezeigt. So viele Promis waren lange nicht mehr da, allen voran Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ende der Modewoche:
Haben die Designer einen gemeinsamen Trend gezeigt?
Nun ja, grundsätzlich sind die Labels sehr verschieden. Das reicht vom minimalistischen Design bei Perret Schaad bis zu den femininen Retro-Kleidern der Österreicherin Lena Hoschek. Oft zu sehen waren durchsichtige Stoffe: Bei Lala Berlin als schwarzes Hängerchen oder bei Vladimir Karaleev im Mehr-Lagen-Look. Viele Designer wählen neben Weiß und Schwarz blassbunte Farben, etwa Rosa- und Fliedertöne. Ein anderer Trend sind Muster: Afrikanische Ethnoprints, tropische Drucke in Knallgrün und Gelb oder Blumendrucke. Die Schnitte fielen öfter mal weiter aus, dafür scheint der Taillengürtel zurück zu sein.
Wie wichtig ist die Berliner Modewoche international?
Mit Modemetropolen wie Paris, Mailand, London oder New York ist Berlin immer noch nicht zu vergleichen. Große Namen wie Boss, Rena Lange und Escada fehlten auch diesmal, die Berliner Achtland und Kaviar Gauche kehrten der Heimat den Rücken. Zudem stand die Fashion Week im Windschatten von Paris, wo luxuriöse Haute Couture für den Winter vorgeführt wurde. Die Chefredakteurin der deutschen „Vogue“, Christiane Arp, forderte eine bessere Zeitplanung. Berlin hat vor allem mit Ökomode und kreativen Nachwuchsdesignern einen guten Ruf.
Wer saß am Laufsteg in den ersten Reihen?
Am meisten Glamour brachte Filmgröße Tilda Swinton auf die Fashion Week. Die schottische Schauspielerin kam für einen Kurzbesuch und begutachtete die Entwürfe der Wienerin Roshi Porkar, einem der Nachwuchstalente auf dem Modeparkett. Für Swinton war es der erste Besuch auf der Berliner Modewoche - „rocking“, befand sie. Die Stilikone war diesmal das offizielle Gesicht der großen Laufstegschauen. Ebenfalls dabei: Oscar-Preisträgerin Hilary Swank und „Desperate Housewives“-Star Marcia Cross.
Funktionierte das Eisstadion als Ort für eine Modenschau?
Durchaus. Mit wummernden Elektrobeats, Lichteffekten und Videoeinspielungen sorgten die Veranstalter für imposantes Ambiente. Die Labels Riani und Marc Cain ließen Tänzer über den Catwalk springen. Manche Designer kehrten dem Eisstadion aber auch den Rücken: Schumacher wanderte in eine Kirche, Dawid Tomaszewski und Lala Berlin wählten die Tischlerei der Deutschen Oper, und das Label Aquarius schickte Models bei Regen durch den Märchenbrunnen.
Was verändert sich zur nächsten Ausgabe im Januar?
Zweierlei: Zum einen ziehen die großen Laufstegschauen wieder zurück ans Brandenburger Tor, dort hatten sie ja Platz machen müssen für die WM-Fanmeile. Und zum anderen geht die Bread & Butter im Winter nach Barcelona, nur noch im Sommer will die Handelsmesse für Alltagsmode den stillgelegten Flughafen Berlin-Tempelhof nutzen. Chef Karl-Heinz Müller beklagte sich über die Kleinteiligkeit mit den 15 Einzelmessen in der Hauptstadt: „Vieles, was hier stattfindet, ist Kokolores.“ Der Teilumzug ist ein Schlag für den Modestandort Berlin.
Und jetzt mal ehrlich, ist die Mode alltagstauglich?
Designer dürfen sich bei den Schauen viel erlauben: Models hatten schwarze Balken unter den Augen, Farbkleckse in Mandarine und Türkis im Gesicht. Bei der Universität der Künste Berlin trugen Models Stoffkonstruktionen wie Glasglocken über dem Körper, durchscheinende Strumpfmasken oder völlig schiefe Brillen. Dass jemand damit wirklich in den Supermarkt geht, erwartet niemand. Und oft dienen die Schauen auch als Inspiration für Designer, die mehr an den Verkauf denken. Ein sicherer Trend fürs nächste Jahr: Haarbänder. Die haben gleich mehrere Designer gezeigt.