Beruf Geruchsprüfer: Üblen Düften auf der Spur
Dennis Knorr muss da die Nase hinhalten, wo andere sich wegdrehen: Er ist Geruchsprüfer in Mönchengladbach.
Mönchengladbach. Wo sich andere Menschen bei üblen Gerüchen und bestialischem Gestank wegdrehen, da fängt die Arbeit für Dennis Knorr erst an: Als Geruchsprüfer muss der 20-Jährige sein Riechorgan genau in diesen Situationen hinhalten und die Gerüche bewusst wahrnehmen.
Seit etwa eineinhalb Jahren arbeitet der Abiturient aus Erkelenz für Aneco, ein Institut für Umweltschutz in Mönchengladbach. Über Kontakte sei er an die Stelle gekommen, erinnert er sich. „Vorher hätte ich nie gedacht, dass ich das mal als Nebenjob mache. Aber die Aufgabe hat sich interessant angehört.“
Dennis Knorr ist einer von etwa 15 Geruchsprüfern, die für das Unternehmen auf Abruf bereit stehen. „Man muss zeitlich sehr flexibel sein“, erklärt er und führt schmunzelnd aus: „Ich hatte auch schon am Sonntag einen Einsatz — um zwei Uhr früh.“
Knorrs Einsatzbereiche sind „grundsätzlich überall dort, wo ein Verdacht auf Verstoß gegen das Bundesimmissionsgesetz vorliegt“. Die Verstöße reichen von beißenden Lackgerüchen bis hin zu Abgasen von Chemiewerken, von denen sich Bürger belästigt fühlen.
Bislang war der 20-Jährige an vier Projekten in Aachen, Grevenbroich und Düsseldorf — das immer mal wieder vom Geruch des Neusser Hafens heimgesucht wird — beteiligt. Die Messungen laufen meist über sechs Monate. „An jedem Mess-Tag gibt’s sieben bis elf Punkte, an denen man alle zehn Minuten riechen muss“, erklärt Knorr. Jede der Stellen werde 13 mal begangen, an unterschiedlichen Tagen, zu verschiedenen Uhrzeiten und von stets anderen Prüfern, die exakt Protokoll führen.
„Damit Tageszeiten, Witterungsbedingungen und Wochentage berücksichtigt werden und am Ende ein objektives Ergebnis herauskommt“, sagt Knorr. Den bislang unangenehmsten Eindruck habe eine Geruchsprüfung neben einer Chemie-Anlage hinterlassen. „Das war intensiv und übel. Es hat gedauert, bis ich den Gestank wieder aus der Nase hatte“, sagt er, der zu Beginn bei einem Test zunächst ein geeignetes Riechvermögen nachweisen musste. Das Besondere bei Gerüchen sei, dass sie nicht wie Lärm mit einem Gerät messbar sind.
„Man darf nicht zu gut und nicht zu schlecht riechen und muss beim Test einen Mittelwert erreichen, um zu zuverlässigen Ergebnissen zu kommen“, erklärt Knorr.
Im Alltag nehme er Düfte und Gerüche wie von Parfum oder Mahlzeiten bewusster wahr als Nicht-Experten, ein Problem sei das jedoch nicht. Im Gegenteil: „Dafür gibt es zu viele Dinge, die angenehm duften. Ich kann mir gut vorstellen, noch länger Geruchsprüfer zu sein“, sagt Knorr. Hauptberuflich möchte er die Tätigkeit jedoch nicht ausüben. Zurzeit macht er ein Praktikum — bei Aneco.