Bewegendes Gedenken an Opfer des Amokläufers in Tschechien
Uhersky Brod (dpa) - Mit einer bewegenden Trauerfeier ist in Tschechien der acht Todesopfer des Amokläufers gedacht worden. Hunderte Trauernde verharrten in stillem Gedenken am Tatort in einer Kleinstadt rund 250 Kilometer südöstlich von Prag.
Sie zündeten Kerzen an.
Die Tat sei nicht weniger schlimm als ein Terrorakt, sagte eine Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur.
Der Schütze hatte in der Gaststätte „Druzba“ in Uhersky Brod am Dienstag wahllos auf die Gäste geschossen und sich anschließend selbst getötet. Eine 43 Jahre alte Frau und sieben Männer im Alter zwischen 27 und 66 Jahren starben im Kugelhagel. Der Zustand einer 37-jährigen Kellnerin, die mit Schussverletzungen überlebte, ist nach einer Operation stabil, wie ein Polizeisprecher bestätigte.
Die Polizei erklärte, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine aggressive Kurzschlusshandlung gehandelt habe. Der 62-jährige Täter müsse unter „großem psychischem Druck“ gestanden haben. Zudem wurde bekannt, dass Polizeipsychologen noch vergeblich versucht hatten, mit dem Mann zu verhandeln. Als die Situation eskalierte, stürmte eine Spezialeinheit die Gaststätte.
Der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka drückte den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. „Das hat mich sehr stark getroffen“, sagte er dem Sender CT auf einer Südkorea-Reise. Es sei darüber nachzudenken, ob und wie sich solche Tragödien künftig vermeiden ließen, sagte der Sozialdemokrat. Schusswaffen dürften nicht in die Hände von psychisch labilen Menschen geraten.
Es gebe womöglich zu viele Waffenschein-Besitzer in Tschechien, sagte Innenminister Milan Chovanec im Fernsehen. Nach offiziellen Angaben beträgt die Zahl der legal gehaltenen Handfeuerwaffen rund 760 000. Das Land hat knapp zehneinhalb Millionen Einwohner.
Der Amokläufer hatte der Polizei zufolge beide Tatwaffen, einen Revolver und eine halbautomatische Pistole vom Typ CZ 75, legal in seinem Besitz. Auf der Suche nach möglichen weiteren Waffen stürmte eine Sondereinheit in der Nacht auf Mittwoch das Reihenhaus des Todesschützen. Darin hatte sich dessen offensichtlich verwirrte Ehefrau verbarrikadiert. Sie kam in ärztliche Behandlung.
Der Stadtrat von Uhersky Brod hat nach Angaben von Bürgermeister Patrik Kuncar auf einer Sondersitzung erste finanzielle Zuwendungen für die Familien der Hinterbliebenen beschlossen.