Bill Gates: Er veränderte den Alltag radikal
Abgang: Bill Gates scheidet mit 52 Jahren aus dem Tagesgeschäft von Microsoft aus und kümmert sich um seine Stiftung.
Seattle. Eingefahrene Wege haben Bill Gates noch nie interessiert. Er hatte gerade mal zwei Jahre studiert, als er mit seinem Freund Paul Allen 1975 die Firma Microsoft gründete. Und er ist erst 52 Jahre alt, wenn er am Freitag seinen endgültig letzten Arbeitstag beim weltgrößten Sofwarekonzern absolviert. Mit seiner Frau Melinda will er sich künftig hauptsächlich der gemeinsamen Wohltätigkeitsstiftung widmen.
Den Posten als Chef von Microsoft hatte Bill Gates bereits vor acht Jahren an seinen Kompagnon Steve Ballmer übergeben. Nun zieht er sich auch aus dem Tagesgeschäft des Softwaregiganten zurück. Vorstandsvorsitzender von Microsoft wird er allerdings bleiben.
Computergenie, Sonderling, Visionär und Business-Stratege - es gibt viele Beschreibungen des Mannes, der in den vergangenen 30Jahren den Alltag von Millionen Menschen radikal verändert hat. Kein anderer hat so früh daran geglaubt, dass Computer einmal selbstverständlich von jedermann genutzt werden können. Anfang der siebziger Jahre hatten nur Experten in Universitäten, Großunternehmen und beim Militär Zugriff auf die großen Rechenmaschinen.
Glück und eine gewisse Dreistigkeit haben zum Erfolg des Rechtsanwaltssohns beigetragen. Per Zufall erhielt er 1980 den Großauftrag, ein Betriebssystem für den ersten PC von IBM zu liefern - ein System, das er zu dem Zeitpunkt noch gar nicht besaß. Gates versprach der IBM-Delegation das Blaue vom Himmel und löste die prekäre Situation, indem er von der klammen Firma Seattle Computers Products (SCP) für 50 000 Dollar die Rechte an einem System mit dem Namen "Qdos" kaufte.
Er nannte das System in MS DOS ("Microsoft Disc Operating System") um und entwickelte es weiter. Mitte der 80er Jahre musste Microsoft knapp eine Million Dollar an SCP bezahlen, da Microsoft den Namen des Großkunden IBM verschwiegen und sich damit das Qdos-System erschlichen habe.
Schon diese Anfangsepisode zeigt, dass Gates alles andere als ein verkopfter und weltfremder Programmierfreak ist - dafür wurde er auch zu oft mit zu hoher Geschwindigkeit in seinem Porsche erwischt. Selten schreckte er davor zurück, die Interessen seines Unternehmens brutal gegen Mitbewerber durchzusetzen.
Die damalige US-Justizministerin Janet Reno klagte: "Microsoft nutzt sein Monopol auf ungesetzliche Weise, um seine Alleinherrschaft zu verteidigen und zu erweitern." Nach dem Wahlsieg von George W. Bush im Jahr 2001 entging Microsoft jedoch einer drohenden Zerschlagung. Das juristische Verfahren, ob das Unternehmen seine marktbeherrschende Stellung unlauter ausnutzt, endete sang- und klanglos.
Arbeiten musste Bill Gates schon längst nicht mehr. 13 Mal führte ihn das Wirtschaftsmagazin "Forbes" auf dem ersten Platz seiner Liste der reichsten Menschen der Welt. Aktuell rangiert er mit 58 Milliarden Dollar (rund 37 Milliarden Euro) auf Platz drei. 90 bis 95 Prozent seines Vermögens soll in die Bill und Melinda Gates Stiftung fließen. Seinen drei Kindern - Jennifer Katharine (* 1996), Rory John (*1999) und Phoebe Adele (* 2002) - will er jeweils nur 0,02 Prozent überlassen. Aber auch das sind noch komfortable zehn Millionen Dollar.