„Der Bessere soll gewinnen“

Die Türken in Deutschland freuen sich auf das Spiel gegen ihre zweite Heimat. Sie wollen feiern – egal, wie es ausgeht.

Düsseldorf. "Türkiye! Türkiye!" Für die kleine Eda steht fest, wer am Mittwoch in Basel als Sieger den Platz verlässt. Fröhlich schwenkt das Mädchen in der Einkaufsstraße von Düsseldorf-Oberbilk die rote Flagge mit Halbmond und Stern. Wie Eda ist die gesamte türkische Gemeinde voller Vorfreude auf das EM-Halbfinale gegen Deutschland.

"Das ist etwas ganz Großes für die Türkei, besonders für die Türken, die hier leben", sagt auch Ünsal Uyar. Die Erwartungen sind ganz einfach: ein großes Fußballfest zu erleben. Randale zwischen rivalisierenden Fans nach der Partie befürchtet der 38-Jährige nicht. Wie viele andere Türken hat auch er neben der rot-weißen Flagge ein schwarz-rot-goldenes Fähnchen am Auto.

Die Sympathie für Deutschland müsse zwar während dieses Spiels ruhen. "Es geht aber doch nur um Sport. Da muss man hinterher einige Sprüche einfach aushalten und sich als fairer Verlierer erweisen", gibt Uyar den Ausgeschiedenen auf den Weg.Das werden die Türken sein - diese böse Ahnung beschleicht jedenfalls Tolga Keles (16).

"Wir müssen leider mit der B-Elf antreten, weil viele Spieler fehlen. Darum glaube ich, dass wir rausfliegen. Aber natürlich werde ich unsere Mannschaft anfeuern." Der Dialogbeauftragte der Türkisch-Islamischen Union in Köln, Bekir Alboga, verspricht: "Die Fans werden so friedlich feiern, wie sie es bis heute immer nach den Spielen getan haben."

Auf deutscher wie türkischer Seite sei aber niemals ganz auszuschließen, dass sich einzelne Fanatiker gegenseitig provozierten.In der Kölnarena, wo bis zu 40 000 Zuschauer zum Public Viewing erwartet werden, beschäftigt man sich nicht mit solchen Szenarien. Die Fangruppen sollen sich in und außerhalb der Halle untereinander mischen. "Wir werden keine Fanblöcke bilden", kündigt Arena-Sprecherin Monika Salchert an. In Köln lebten Deutsche und Türken schließlich jeden Tag friedlich zusammen.

Das gilt auch für andere Großveranstaltungen in NRW wie etwa auf dem Dortmunder Friedensplatz, wo rund 20 000 Fußballverrückte erwartet werden, in der Essener Messehalle 6 (7500 Fans) und vor der Duisburger Fußball-Arena (8000 Plätze).Trotz aller Harmoniebekundungen stellt sich die Polizei in NRW auf einen Großeinsatz ein. Sowohl den Weg zu den Übertragungsorten als auch die anschließenden Siegesfeiern sollen die Fans in Ruhe genießen können.

Wolfgang Beus von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze in Neuss sagt: "Natürlich gibt es ein größeres Aufgebot - es werden ja auch mehr Menschen unterwegs sein." Über eine Million seien bislang beim Public Viewing gewesen. "Und hinterher ist es immer vernünftig zugegangen", so Beus.

Die Erfahrungen der Weltmeisterschaft 2006 und der bisherige Verlauf der Europameisterschaft zeigten, "dass die Freude der Menschen am Fußball überwiegt".Die Düseldorferin Denizseven Oya spricht aus, was wohl auch ihre fahnenschwenkende Tochter Eda denkt: "Der Bessere soll gewinnen. Wir hoffen natürlich, dass es die Türken sein werden. Mein Tipp ist 1:0."