Bodo Ramelow: Der Vermittler
Bodo Ramelow, die Stimme der Thüringer Linken, hat sich wochenlang dezent zurückgehalten. Einen „goldenen Maulkorb“ habe er sich verpassen lassen, scherzt der 58-Jährige. Akribisch haben der derzeitige Fraktionschef im Landtag und die neue, junge Parteispitze die Sondierungen mit der SPD und den Grünen vorbereitet.
Die Mühe hat sich gelohnt. Einstimmig hat der Thüringer SPD-Vorstand am Montagabend eine Koalitionsempfehlung für Ramelows Projekt „R2G“ abgegeben.
Wenn Rot-Rot-Grün kommt, kann Ramelow Geschichte schreiben: Als erster Ministerpräsident, den die Linke 25 Jahre nach dem Fall der Mauer ins Amt bringt. Vielleicht ist das nur mit ihm möglich. „Ich bin so etwas wie ein Mittler zwischen den Welten“, sagt der gebürtige Niedersachse und — in der Linken eher ungewöhnlich — evangelische Christ. In Niedersachsen und Hessen aufgewachsen und als Kaufmann ausgebildet hat er fast so viel Lebenszeit im Osten wie im Westen verbracht.
1999 ging Ramelow für die Linke in den Thüringer Landtag. Von 2005 bis 2009 saß er im Bundestag. Ramelow, der verheiratet ist und zwei Kinder aus erster Ehe hat, ist ein öffentlicher Mensch: Er bekennt sich zu seiner Legasthenie — unter der Rechtschreibschwäche habe er als Kind sehr gelitten. Red