Brandkatastrophe in polnischem Obdachlosenheim: Mindestens 21 Tote
Warschau (dpa). Statt eines Freudenfestes wurde dieser Ostermontag für mehrere Dutzend Bewohner einer Obdachlosenunterkunft in Kamien Pomorski (Cammin) im Nordwesten Polens zum Alptraum.
Bei einem verheerenden Brand in dem ehemaligen Hotel starben mindestens 21 Menschen in den Flammen, 20 weitere, darunter ein acht Monate altes Baby, erlitten schwere Verletzungen.
Das Feuer brach gegen ein Uhr aus und verwandelte das dreistöckige Gebäude innerhalb von Minuten in eine riesige Fackel. In dem brennenden Haus kämpften die Menschen um ihr Leben, es spielten sich Horrorszenen ab. Die Ursache des Brandes war zunächst nicht bekannt. Wie Augenzeugen berichteten, warfen Eltern ihre Kinder aus den Fenstern auf den Hof und sprangen selbst hinterher. Eine Mutter habe auf diese Weise ein kleines Kind gerettet, für ein zweites sei es aber zu spät gewesen, es sei verbrannt, erzählte Dariusz Janyszko dem Fernsehsender TVP INFO.
Die Notausgänge der Unterkunft seien verschlossen gewesen, die Rettungsaktion sei chaotisch verlaufen, berichtete er. Die endgültige Zahl der Opfer stand am Mittag immer noch nicht fest. Zwar waren in der Unterkunft 77 Menschen angemeldet. Doch wegen der Osterfeiertage war ein Teil der Bewohner verreist, andere hatten Besuch. Fest steht, dass 41 Menschen gerettet werden konnten.
Die Feuerwehrleute durchsuchten die Ruine nach weiteren Opfern. Das dreistöckige Haus war vor Jahrzehnten als Hotel für Beschäftigte der umliegenden Betriebe aus leicht brennbaren Materialien gebaut worden. Vor einiger Zeit hatte die Gemeinde das Haus übernommen und nutzte es als Unterkunft für Obdachlose. Schon früher soll es im Haus mehrmals gebrannt haben, weil die Bewohner eigene Heizkörper benutzten. Das Stromnetz sei überlastet worden, sagte die Bewohnerin Halina Gorecka, die sich retten konnte.
Ministerpräsident Donald Tusk traf am Mittag am Unglücksort ein. Er versprach den Überlebenden schnelle Hilfe. Nötig seien 3,5 bis 4 Millionen Zloty (rund 900 000 Euro), sagte Tusk. Auch Präsident Lech Kaczynski begab sich nach Kamien Pomorski. Er ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Es ist die größte Brandkatastrophe in Polen seit Jahren. Der westpommersche Kurort an der Ostsee war bisher für seine Sommer-Orgelkonzerte im mittelalterlichen Dom bekannt, die auch deutsche Touristen gern besuchten. Inzwischen geriet die polnische Feuerwehr unter Druck. Die ersten Einheiten hätten zu kurze Leitern gehabt, klagten mehrere Augenzeugen. Feuerwehrleute seien vor dem Feuer geflüchtet, statt zu helfen, hieß es. Ein Feuerwehrsprecher wies die Vorwürfe zurück.