Britischer Starkoch Jamie Oliver tischt den Staatschefs auf

Der Brite kocht beim G20-Gipfel in London: Er brauchte Monate, um das Menü abgesegnet zu bekommen.

London. Der britische Starkoch Jamie Oliver hat gestern Abend die Staats- und Regierungschefs auf dem G20-Gipfel in London bekocht. Eine hohe Ehre, es soll ihn allerdings Monate gekostet haben, die Zutaten für das regional geprägte Menü von Botschaften und britischen Diplomaten absegnen zu lassen. Schweinefleisch war wegen der muslimischen Gäste von vornherein tabu. Oliver koche "gemäß der Diätvorschriften aller Teilnehmer", sagte sein Sprecher.

Das Menü wurde im Sitz von Premierminister Gordon Brown in der Downing Street Nummer Zehn von Auszubildenden aus Olivers Londoner Restaurant Fifteen serviert. Brown soll im Vorfeld auch darauf gedrängt haben, dass sich die Kosten für das Essen in Grenzen halten. Beim G8-Gipfel 2008 war Japan wegen eines allzu opulenten Menüs in die Kritik geraten. Thema war damals unter anderem der Welthunger.

Doch der umtriebige Oliver hat schon ganz andere Herausforderungen gemeistert, ohne in die Pfanne gehauen zu werden - kaum ein anderer Starkoch vermarktet sich so geschickt.

Bereits mit acht Jahren half der kleine Jamie im Pub seines Vaters in der Grafschaft Essex aus. Bald war er überzeugt, dass man einem Herd mehr entlocken kann als Fish and Chips - und machte eine Kochlehre.

Seither verbindet er missionarischen Eifer für eine bessere Ernährung mit begnadetem Geschäftssinn. Sein Kreuzzug für die gute Küche hat dem 33-Jährigen ein geschätztes Vermögen von rund 25 Millionen Euro eingebracht. Seine neun Kochbücher wurden in 14 Millionen Exemplaren in 54 Ländern verkauft.

An Oliver kommt heute in Großbritannien keiner vorbei. Er ist präsent in Reklamekampagnen und TV-Shows, in denen er auch schon mal vor laufender Kamera Küken erwürgt, um auf die Zustände in den Legebatterien aufmerksam. Wenn er zuhause einen Kräutergarten anlegt, macht er daraus eine Kolumne für die größte Gartenzeitung Großbritanniens.

Selbst die Politiker lassen sich von ihm einspannen. Nach seiner Fernsehreihe über fettiges Essen in britischen Schulkantinen unterstützte die Labour-Regierung seine Kampagne für bessere Schulspeisung mit 280 Millionen Euro.

Doch Salat und Gemüse kamen nicht überall gut an: Einige Mütter brachten Pommes Frites und andere Fettwaren in die Schule, damit ihre Kinder "etwas Vernünftiges zu essen bekommen".

Viele Briten nahmen ihm auch übel, dass er in seinem jüngsten TV-Projekt mit einem teuren vierradgetriebenen Range Rover durch die Stadt Rotherham kurvte. Dessen Bewohnern, die zu einem erheblichen Teil von Sozialhilfe leben, wollte er diesmal die frohe Botschaft gesunder Gerichte bringen. Als Dank hagelte es Proteste gegen den "neureichen Schnösel aus London".

In Deutschland ist der Tisch für den Starkoch noch nicht so reich gedeckt. Seine für die Wintersaison 2008/2009 geplante Kochshow in Hamburg wurde abgesagt. Als Grund wurde Probleme mit der Zelthalle angegeben.

Ungeachtet all seiner Aktivitäten findet Jamie Oliver auch Zeit für Zweisamkeit. Seit neun Jahren ist er mit dem Ex-Model Juliette verheiratet. Die beiden haben zwei Töchter, deren Namen an nicht ganz so kalorienarme Desserts erinnern: Poppy Honey (* 2002) und Daisy Boo (*2003).