CDU hadert mit sich
Was ist passiert? Ein türkischstämmiger Fahrlehrer aus Neuss, zwölf Jahre bei der Bundeswehr, langjähriges CDU-Mitglied, kandidiert erstmals für den Stadtrat. Er verteilt in einer Moschee Stofftaschen mit einem verfremdeten CDU-Logo: Der rote Halbmond mit Stern ist eingefügt.
Das geht nicht, soweit sind sich alle einig. Doch dann beginnt die Glaubensfrage. Verrat der Grundwerte, Ausverkauf der Identität? Genau das, so Tenor der Diskussion, die gegen den Willen des Parteivorstands stattfand. Nein, eine tatsächlich missglückte Wahlaktion ist nicht der Anfang vom Untergang des (Neusser) Abendlandes. Doch die Partei hat die Auswirkung auf konservative Stammwähler unterschätzt und mit ihrer dürren Reaktion den Weg für eine solche teils erschreckende Diskussion erst freigemacht. Wenn selbst ein tief frommer Mann wie „Altmeister“ Hüsch sich als Verharmloser beschimpfen lassen muss, spricht das Bände. Die erfolgsverwöhnte Neusser CDU hat kurz vor der Wahl ein Problem — mit sich selbst.