Chaos bei der Berliner S-Bahn
Ein Kurzschluss legt Schienenverkehr in der Hauptstadt lahm.
Berlin. Züge blieben in Tunneln stehen, Tausende Fahrgäste saßen fest: Ein Stromausfall in einem Stellwerk hat gestern Mittag zum Chaos bei der Berliner S-Bahn geführt.
Auch Fernzüge wie ICEs und Intercitys waren zum Teil von den Störungen betroffen, die bis auf den Osten fast das gesamte Stadtgebiet erfassten, wie ein Sprecher der Bahn sagte. Die regierende SPD in Berlin warf der S-Bahn-Mutter Deutsche Bahn vor, sie sei mit dem Betrieb überfordert. Täglich nutzen 1,3 Millionen Menschen die Berliner S-Bahn, die seit Jahren in der Kritik steht.
U-Bahnen, Trams und Busse fuhren ungestört, dort drängten sich die Fahrgäste. Etwa eine Dreiviertelstunde nach dem Ausfall um 11.45 Uhr setzten sich die Fern- und Regionalzüge wieder in Bewegung, es gab aber bis in den Nachmittag hinein Verspätungen. Die ersten S-Bahn-Züge fuhren nach zwei Stunden wieder.
Laut Bundespolizei mussten einige S-Bahn-Züge noch einmal anhalten, weil Fahrgäste sich per Nothebel befreit und den lebensgefährlichen Gang über die Gleise angetreten hatten — daneben verlaufen in Berlin auf Kniehöhe Stromschienen.
Ursache des Ausfalls war vermutlich ein Kurzschluss bei Bauarbeiten auf dem Gelände des Stellwerks Halensee im Westen der Hauptstadt, wie Bundespolizeisprecher Meik Gauer sagte. Die Anlage steuert den größten Teil des Berliner S-Bahn-Verkehrs. „Wir haben keine Hinweise auf einen Anschlag“, sagte Gauer. Im Frühjahr hatte ein Brandanschlag am Ostkreuz die Züge aus dem Takt gebracht.
Im Stellwerk Halensee befindet sich die Betriebszentrale der S-Bahn, in der alle elektronischen S-Bahn-Stellwerke der Metropole gebündelt werden. Es gibt aber auch noch einige alte mechanische Stellwerke, vor allem in Außenbezirken. dpa