China ruft zweithöchste Smog-Alarmstufe aus

Shanghai (dpa) - Wegen des verheerenden Smogs in weiten Teilen Zentral- und Ostchinas haben die Behörden die zweithöchste Alarmstufe „Orange“ ausgerufen. Die Zahl der Menschen mit Atemwegserkrankungen in den Krankenhäusern in Shanghai stieg um 30 Prozent, wie staatliche Medien berichteten.

Der Verkauf von Atemschutzmasken und Luftfiltern schnellt in die Höhe. „Es stinkt verraucht. Die Luft kratzt richtig im Hals“, sagte eine Frau in der Hafenmetropole. „So einen Smog haben wir hier noch nie erlebt.“

Seit sechs Tagen hängt die verpestete Luft laut Xinhua schon über den Provinzen Jiangsu, Zhejiang, Anhui und Henan. Andere Teile des Landes leiden seit mindestens drei Tagen unter Smog. „Es ist wie im Katastrophenfilm“, schrieb ein empörter Internetnutzer.

Nanjing rief den höchsten Smog-Alarm der Stufe „Rot“ aus. In der Metropole stieg die Belastung mit den besonders gefährlichen Feinstaubpartikeln, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind, auf 602 Mikrogramm - das 24-fache der von der Weltgesundheitsorganisation als unbedenklich betrachteten Konzentration von 25 Mikrogramm.

In der Hauptstadt Peking kletterte der Index am Abend (Ortszeit) auf den „gefährlichen“ Wert von 459. In der Millionenstadt Shanghai, die am Vortag unerträgliche Spitzenwerte erreicht hatte, lag die Luftbelastung am Samstag zwischenzeitlich bei 484 Mikrogramm, fiel aber bis zum Abend wieder auf 186. „Früher war es nicht so schlimm“, sagte ein Deutscher, der mit Frau und zwei Kindern im Grundschulalter in Shanghai wohnt. „Wir sind jetzt vier Jahre hier, aber nächstes Jahr ist Schluss“, sagte er. „Das reicht jetzt. Wir wissen doch nicht, was wir den Kindern hier antun.“

Manager großer deutscher Unternehmen beklagen schon seit dem schlimmen Smog im vergangenen Winter in Peking und vielen Regionen China, dass sie Probleme haben, Deutsche zur Arbeit in China zu bewegen. „Der Smog geht zum großen Teil auf unser gegenwärtiges Entwicklungsmodell zurück“, sagte Vizeminister Xie Zhenhua von der obersten Wirtschaftslenkungsbehörde, der Entwicklungs- und Reformkommission NDRC laut Xinhua. Fabriken dächten nur an das Wachstum ihrer Produktion und ignorierten den Umweltschutz.

In Shanghai werden die Schadstoffe vor allem von den benachbarten Industrieregionen in die Küstenmetropole geblasen. Der Verkauf von 3000 bis 4000 Yuan (umgerechnet 350 bis 470 Euro) teuren Luftreinigern schnellte in die Höhe, wie Staatsmedien berichteten.