Chinas Erdbeben-Retter arbeiten sich vor
Peking (dpa) - Nach dem verheerenden Erdbeben in China arbeiten sich Einsatzkräfte Stück für Stück in die abgeschnittenen Orte vor. Schlecht erreichbare Dörfer werden mit Hubschraubern aus der Luft versorgt.
Bislang meldeten die Behörden 188 Tote und 25 Vermisste, mehr als 1,7 Millionen Menschen sollen von dem Beben in der Provinz Sichuan betroffen sein, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua.
Zwei Militärhubschrauber brachten am Montag die ersten Hilfslieferungen mit Wasser und Lebensmitteln in abgelegene Dörfer im Südwesten des Landes. Sie waren seit dem Erdbeben am Samstag von der Versorgung abgeschnitten, wie Xinhua berichtet. Das Staatsfernsehen zeigte Einsatzkräfte, die sich mit Baggern und Dynamit den Weg über die Straßen langsam frei räumen.
Bis Montag wurden laut Xinhua mehr als 2200 Nachbeben in Lushan, der Gemeinde unmittelbar am Epizentrum, registriert. Vier Nachbeben erreichten eine Stärke von 5,0 oder mehr. Das Erdbeben hatte sich am Samstagmorgen kurz nach 8.00 Uhr chinesischer Zeit (2.00 Uhr MESZ) ereignet. Chinas Erdbebenzentrum bezifferte die Stärke mit 7,0.
Chinas Volksbefreiungsarmee hat 18 000 Soldaten und paramilitärische Einheiten nach Sichuan geschickt. Die militärische Polizei ist mit 5800 Einheiten im Einsatz und hat nach eigenen Angaben schon mehr als hundert Menschen retten können.
Für die Helfer ist es zeitweise eine Sisyphusarbeit. Am Sonntag wurde eine zentrale Straße in das Katastrophengebiet geräumt. Sie wird von Rettern als „Lebenslinie“ für die Transporte beschrieben. Autos mit Hilfsgütern konnten passierten. Aber dann machten Nachbeben den Rettungskräften wieder einen Strich durch die Rechnung. Die Straße wurde wieder verschüttet und die Bergung musste von neuem beginnen.
Gucheng gehört zu den besonders stark betroffenen Gebieten. In dem Ort mit 3000 Einwohnern hat das Erdbeben viel zerstört. „Wir haben 13 Menschen aus dem Schutt gezogen, 10 von ihnen waren noch am Leben“, sagte ein Dorfsprecher der Agentur Xinhua. „Wir wissen noch nicht, ob noch mehr Menschen unter den Trümmern begraben sind. Aber wir suchen weiter.“
Manche Gebiete sind laut Medienberichten auch mehr als zwei Tage nach dem Beben noch von Wasser, Strom und dem Handynetz abgeschnitten. Zudem steigt die Furcht vor Seuchen. Mediziner der Akademie für Militärmedizin in Peking sind in Sichuan, um Vorkehrungen gegen mögliche Epidemien zu treffen.
Chinas Außenministerium lehnte am Montag internationale Hilfe für die Erdbebenopfer ab. „Wir brauchen derzeit keine Unterstützung aus dem Ausland“, sagte eine Sprecherin vor Journalisten in Peking. Das Katastrophengebiet liege in einer Bergregion. Selbst chinesische Hilfskräfte kämen derzeit kaum zu den Opfern durch. Zusätzliche Helfer aus dem Ausland würde die Situation noch unüberschaubarer machen, meinte die Sprecherin. Außerdem sei China selbst bestens mit den nötigen Hilfsgütern ausgestattet.
Die Hilfsorganisation World Vision berichtete jedoch, dass sie nicht an der Einreise nach Sichuan gehindert wurde. „Unsere Partner haben unsere Hilfe nicht abgelehnt“, sagte Meimei Leung der Nachrichtenagentur dpa. Sie war auf dem Weg in die besonders stark betroffenen Orte. Ihr Team habe unter anderem dringend benötigte Hygienepakete dabei.