Chris Howland: Nach zwei Gin Tonic zum Radiostar

Chris Howland wird am Dienstag 85. Befeuert von dem Mixgetränk startete „Heinrich Pumpernickel“ seine Karriere.

Köln. Er sprach zwar kein Deutsch, wurde aber dennoch ein Pionier des deutschen Radios: Chris Howland war von Stunde Null an dabei. Am Dienstag wird der Mann mit dem englischen Akzent und dem dazu passenden phlegmatischen Butler-Blick 85 Jahre alt. Feiern wolle er nur sehr klein mit der Familie, sagt der Entertainer, der im bergischen Rösrath lebt.

Howlands Radiokarriere begann Ende der 40er Jahre. Da bekam der Londoner im besetzten Hamburg einen Sprecher-Job beim Radiosender der Britischen Armee (BFN) und hatte schnell viele Anhänger in der deutschen Bevölkerung. Radio-Erfahrung hatte der in Südengland aufgewachsene Howland bis dahin nicht, in seiner Heimat hatte er eine Ausbildung zum Imker gemacht.

Mit seiner Karriere beim Radio ging es schnell voran — obwohl der Brite kaum Deutsch sprach. Als Howland 1952 nach zwei Gin Tonic einmal am Funkhaus des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks vorbeifuhr, wettete ein Freund mit ihm, dass er sich nicht trauen werde, reinzugehen und sich zu bewerben. Howland nahm die Wette an und bekam am selben Tag die Zusage für eine eigene Sendung. Seine Moderationen schrieb er auf Englisch und las im Studio eine deutsche Übersetzung vor — zwangsläufig mit starkem Akzent.

Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitzname Heinrich Pumpernickel. Howland erzählt: „Das war in einer Funksendung beim WDR in Köln. Ich hab’ da die ganze Sendung selbst gefahren. Der Tonmeister hatte nichts zu tun. Er mochte meine Musik nicht, er mochte mich nicht.“ Eines Tages wollte er den Tonmeister zum Lachen bringen: „Anstatt mit meinem richtigen Namen hab ich nur ,Heinrich Pumpernickel’ gesagt, die ersten Worte, die mir einfielen.“ Amüsiert habe das den Tonmeister nicht — „aber Tausende haben danach Briefe geschrieben“. In den 50er Jahren entdeckte Howland außerdem seine Leidenschaft für die Schauspielerei, er wirkte unter anderem beim Film „Schlager-Expreß“ als Sänger, beim „Ball der Nationen“ oder in „Der Major und die Stiere“ mit.

Den größten Erfolg hatte das Multitalent in den 60er Jahren aber mit der Radioshow „Musik aus Studio B“ und der Fernsehsendung „Vorsicht Kamera“, die allerdings auf Druck von Vizekanzler Erich Mende (FDP) eingestellt wurde. Mende fand, dass die Streiche mit der versteckten Kamera die Privatsphäre der Gefilmten verletzten. Viele Jahre später entschuldigte er sich dafür in einer Live-Sendung und gab zu, Howland sei mit der Sendung seiner Zeit damals voraus gewesen.