Das Auto der Zukunft dampft
Die Hersteller experimentieren mit Wasserstoff. Wir haben den alternativen Kraftstoff eine Woche lang getestet.
Düsseldorf. Wenn ein Auto einsam und verlassen auf einem Supermarktparkplatz steht und plötzlich wie eine Nebelmaschine Dampf auspustet, muss das kein Grund zur Sorge sein. Vielleicht handelt es sich dabei ja um eines der 100 Wasserstoffautos, die im Rahmen eines vom Bund geförderten Pilotprojekts auf deutschen Straßen unterwegs sind und deren Abfallprodukt Wasserdampf ist. Das Ziel: Innenstädte, in denen der Verkehr nichts weiter in die Umwelt absondert als harmlosen Wasserdampf. Der Weg könnte gar nicht mehr so weit sein, Hersteller planen eine Markteinführung um 2015/2016.
Wir durften das Opel-Modell „Hydrogen-4“ bereits jetzt für eine Woche testen. Der erste Eindruck: Die Fahrt im Wasserstoffauto ist mit einer ungewohnten Stille verbunden. Keine Motor- oder Schaltgeräusche, der Wagen gleitet dank seines elektrischen Antriebs fast lautlos durch die Straßen. Das Fahrzeug wandelt die chemische Energie des Wasserstoffs mithilfe einer Brennstoffzelle in elektrische Energie um, die schließlich das Auto mechanisch antreibt. Die Insassen erleben den Prozess lediglich als leises Surren.
Weniger entspannend ist im Jahr 2012 das Tanken in NRW, da es zurzeit nur eine öffentliche Zapfstelle für Autos am Höherweg in Düsseldorf gibt. Da ist gutes Kalkulieren angesagt. Das Opel-Modell aus dem Jahr 2008 kann mit vier Kilo Wasserstoff betankt werden und schafft dann eine Strecke von rund 400 Kilometern. Neuere Fahrzeuge haben eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern. „Hier liegt der große Vorteil im Gegensatz zu herkömmlichen Elektroautos, so wie sie heute schon auf dem Markt sind“, erklärt ADAC-Sprecher Christian Buric. E-Fahrzeugen ohne Brennstoffzelle geht in der Regel zwischen 150 und 200 Kilometern der Atem aus. Mittelfristig soll das Tanken, das unkompliziert in drei Minuten über die Bühne geht, komfortabler werden. Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2015 ein deutschlandweites Netz von 50 Wasserstofftankstellen aufzubauen.
Da es derzeit noch keinen echten Marktpreis von Wasserstoff für Endverbraucher gibt, ist die Ersparnis gegenüber Benzinern schwer zu errechnen. Andrés Fernández Durán vom Projektpartner Air Liquide blickt jedoch optimistisch in die Zukunft: „Mit Wasserstoff zu fahren, wird auf jeden Fall langfristig günstiger sein als mit Benzin.“ Die Autos selbst, die derzeit bereits Hersteller wie Daimler, Opel, Toyota, Honda, VW und Ford testen, werden zunächst teurer sein. Durán schätzt: „Ein Verkaufsmodell wird wohl ähnlich viel kosten wie ein Dieselhybrid heute.“ Im Jahr 2020 wird dann auch die Sache mit dem spontanen Einnebeln wegfallen. Der Experte sagt: „Das hat die Leute zu sehr irritiert.“