Das Haar - Zwischen Potenzsymbol und „Naturpullover“

Berlin (dpa) - Jürgen Klopp hat's getan - Haarverpflanzung. Das ist nichts Ungewöhnliches. Das Ungewöhnliche ist eher: Er gibt es offen zu. Unsere Körperbehaarung ist Moden unterworfen - ein Überblick.

In den Mode- und Lifestyle-Magazinen läuft das Thema Haarentfernung unter der Rubrik „Beauty“, bei Frauen gilt die Beinrasur als Normalfall. BVB-Trainer Jürgen Klopp hat sich seine Geheimratsecken per Haarverpflanzung aufpolstern lassen - und findet das Ergebnis „ganz cool“. Wie halten wir's eigentlich rund um den Körper mit unseren Haaren?

Wer lässt sich die Haare verpflanzen? Und aus welchem Grund?

Am häufigsten legen sich Männer mit der Kopfhaut unters Messer. „Wenn Männer Haare verlieren, ist das für sie ein Zeichen für nachlassende Manneskraft“, sagt Frank Neidel, Präsident des Verbands Deutscher Haarchirurgen. 85 Prozent seiner Patienten seien Männer. „Männer beginnen ja auch langsam zu sprechen und sich zu outen“, meint er mit Blick auf die ermunternden Bekenntnisse von Männern wie Silvio Berlusconi, Wayne Rooney und zuletzt Jürgen Klopp. Das mache das Thema en vogue. Heutzutage sagten sich Betroffene daher vor allem: „Ich fühle mich jünger als ich aussehe“, und wollten dieses Missverhältnis beheben.

Was ist aus dem guten, alten „Fiffi“ geworden?

Der kommt zurück. Zumindest wenn man Peter Volk glaubt, dem Vorsitzenden des Bundesverbands der Zweithaarspezialisten. Die früher als „Toupet“ oder „Fiffi“ verschmähte Kopfbedeckung erfreue sich seit gut zehn Jahren wieder größerer Beliebtheit. „In den 70er Jahren mit den vollen Haaren war der Haarersatz in Mode. Durch die Sportphase ab den 80ern trugen die Männer eher kurzes Haar“, sagt er. Durch die Bonding-Technik, die eine verlässliche und dichte Verklebung seit gut zehn Jahren möglich mache, sei das oft persiflierte Stück vor allem bei Männern wieder gefragt. Die Perücke als weibliche Zweitfrisur, die Jackie Kennedy mit ihrem schwarzen Bob in den 60er und 70er Jahren zum Trend machte, gilt dem Experten zufolge aber mittlerweile als ausgestorben.

Was unterscheidet die Geschlechter im Umgang mit der Haarpracht?

Die Ästhetik von Film-, Musik- und Sportstars scheint dem Mann von heute schon fast nicht mehr zu erlauben, im sogenannten „Naturpullover“ auf Brust und Rücken im Freibad zu erscheinen. Glattrasiert bis unter die Achseln - so präsentieren sich in Videoclips Musikstars und in den Fußballstadien jubelnde Torschützen. Selbst das maskuline Aushängeschild James Bond wurde vom brustbehaarten Sean Connery zum glatten Daniel Craig. Bei Frauen sind nach wie vor die Achselhaare so tabu wie das behaarte Bein. Und wenn es ans Eingemachte geht, dann verheißen Studien insbesondere für Jüngere beiderlei Geschlechts die Unlust am Haar: Frei zugängliche Pornografie und Gruppenzwang sorgen demnach für blanke Intimzonen. Doch auch diese Zone unterliegt Moden, und so sprechen erste Stimmen bereits wieder vom Trend hin zum Schamhaar.