„Das Leben ist nicht vorbei“

Seit 2000 lebt Roland Kaiser mit der chronischen Lungenkrankheit COPD. Trotzdem steht er auch in diesem Jahr bei mehr als 40 Konzerten auf der Bühne.

Dresden. Roland Kaiser gehört zu den Phänomenen in der deutschen Musiklandschaft. Vor 35 Jahren entschied sich der Berliner, seinen Job bei einem Autohaus an den Nagel zu hängen, und aus dem Kaufmann Ronald Keiler wurde der Schlagerstar Roland Kaiser.

Dass er heute immer noch auf der Bühne steht und sogar zweieinhalbstündige Open-Airs wie die "Kaiser Mania" scheinbar mühelos durchhält, grenzt für seine Ärzte fast an ein Wunder.

Vor neun Jahren ging dem Sänger plötzlich die Luft aus. Bei ihm wurde die unheilbare Lungenkrankheit COPD festgestellt, die vor allem bei starken Rauchern auftritt. Dass Roland Kaiser krank ist, erfuhren die Fans aber erst vor drei Jahren.

"Als Mann ist man sehr verletzbar und gibt nur ungern eine Schwäche zu. Ich habe eine Weile gebraucht, um den Mut zu finden, darüber zu reden", sagt der 57-Jährige. Aber es sei vor allem für seine Frau Silvia nicht mehr zumutbar gewesen, immer nach neuen Ausreden zu suchen.

Vor kurzem hat er mit dem Buch "Atempause" einen Bestseller zu seiner Krankheit veröffentlicht, an der bundesweit etwa sechs Millionen Menschen leiden. "Ich habe Kontakt zu anderen Kranken, darunter ist auch ein Mann, der eine neue Lunge bekommen hat und damit den Jakobsweg gelaufen ist. Vor der OP hat er für sechs Meter eine Dreiviertelstunde gebraucht", macht sich Kaiser Mut.

Sein Leben hat der Musiker komplett umgestellt, seit der Diagnose keine Zigarette mehr angerührt. Der tägliche Sport im Kraftraum und auf dem Rad sind für ihn unverzichtbar geworden: "Die Krankheit verführt dazu, alles, was anstrengt zu vermeiden.

Dagegen muss man kämpfen, damit Lunge und Herz im Training bleiben." Die langen Auftritte strengen Kaiser nicht mehr an als früher. "Meine Ärzte haben das nicht für möglich gehalten. Eigentlich müsste ich mit der Krankheit mittlerweile im Bett liegen und mich kaum bewegen können."

Dass er sich bei manchen Dingen trotzdem zurückhalten muss, nimmt er gelassen hin. "Um die Wette rennen mit meinen Kindern kann ich nicht mehr. Da verliere ich. Aber das wäre irgendwann durch das Alter von ganz allein so gekommen. Das Leben ändert sich, es ist aber nicht vorbei."

Das zeigt auch das politische Engagement Kaisers, der seit 2002 Mitglied der SPD ist. Im Wahlkampf steht er bei mehreren Terminen mit Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier auf der Bühne. "Ich war vor vier Jahren mit Gerhard Schröder auf Wahlkampftour und habe es bewundert, wie er gekämpft hat. Jetzt wird es sehr schwer für die SPD, aber ich hoffe, dass wir zulegen können." Selbst in die Politik einzusteigen kommt für den Sänger nicht in Frage. "Vor vielen Jahren war so etwas vielleicht mal vorstellbar. Aber das kann man nur machen, wenn man sich voll auf die Politik konzentriert. Das würde ich meiner Familie nicht zumuten."