Das Phänomen Justin Bieber

New York (dpa) - Der beschlagnahmte Affe am Münchner Flughafen, die Sportwagenfahrt angetrunken in Miami, die Eierwürfe auf das Nachbarhaus in Los Angeles: Die Liste mit Justin Biebers Negativschlagzeilen ist berühmt-berüchtigt.

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Vor kurzem erst lieferte sich der kanadische Sänger auf Instagram einen Schlagabtausch mit seinen Fans und nahm daraufhin sein Profil vom Netz. Das öffentliche Erwachsenwerden des früheren Teenie-Stars gleicht einem Dauerspektakel zwischen privaten Skandalen und musikalischen Erfolgen. Bieber ist ein Phänomen - und von kommendem Mittwoch (14. September) an auf Europa-Tournee.

Mit den Auftritten will der 22-Jährige sein aktuelles Album „Purpose“ bewerben. Das hatten sogar Musikkritiker gelobt, die Bieber zuvor stets als nicht ernstzunehmenden Teenie-Schwarm eingestuft hatten. „Purpose“ und vor allem der Mega-Hit „Sorry“ waren zudem zunächst als Entschuldigung Biebers für seine Skandale aufgefasst worden. Eine Art musikalischer Rundumschlag, mit dem Bieber einen Strich unter die Vergangenheit machen und als seriöser Musiker neu anfangen wolle.

Aber das sei völliger Quatsch, sagte Bieber jüngst dem Magazin „GQ“. „Das haben die Menschen einfach behauptet, dass ich mich mit dem Lied entschuldigen will und so. Damit hatte es überhaupt nichts zu tun. Es ging um ein Mädchen.“ Für seine Skandale schäme er sich überhaupt nicht. „Jeder merkt doch, wenn er erwachsen wird: 'Mann, ich habe echt ganz schönen Schwachsinn gemacht als ich jünger war.' Das bin nicht nur ich. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich nicht viel ändern. Das ist meine Reise. Diese Sachen machen aus, wer ich bin.“

Dabei wirkte Bieber einst so völlig anders. Mit 14 Jahren entdeckte ein Talentscout seine YouTube-Videos und verschaffte dem niedlichen Jungen mit den rehbraunen Augen und der Samtstimme aus der westkanadischen Kleinstadt London sofort einen Plattenvertrag. Die Single „Baby“ machte ihn schon kurz darauf zum Weltstar. Millionen Mädchen auf der ganzen Welt erklärten sich zu „Beliebers“, einem Wortspiel aus Bieber und „believers“, Englisch für Gläubige.

Friseure schnitten von früh bis spät fast nur noch den „Bieber“, die Haare lang in die Stirn gekämmt. In Interviews betonte der Kanadier immer wieder, wie religiös er sei, und seine Mutter schrieb schwärmerische Bücher über ihn.

Doch dann kam die Pubertät, vor den Augen der Weltöffentlichkeit, und mit ihr Tattoos, Modeexperimente, Mädchen (zunächst seine Musikkollegin Selena Gomez, seit einiger Zeit Gerüchten zufolge Lionel Richies Tochter Sofia), Alkohol, teure Autos. Am Münchner Flughafen nahm ihm der Zoll sein Äffchen ab, angeblich wegen fehlender Papiere. In Miami nahm die Polizei ihn fest, als er angetrunken und ohne Führerschein gefahren sein soll - die Anklage wurde später fallengelassen. In Los Angeles verklagten ihn die Nachbarn, weil er Eier auf ihr Haus geschmissen haben soll.

Biebers Anhänger halten trotzdem zu ihm. Bei Twitter hat er mehr als 87 Millionen Follower, bei Facebook 77 Millionen, auch bei Instagram folgten ihm vor dem „Biebxit“ Millionen. Seine Songs stürmen die Charts. Viele Konzerte der Europa-Tournee sind ausverkauft.