David Cameron: Ein Parteichef gibt den Kuschelbär

David Cameron gilt als eitler Blender, hat aber die britischen Konservativen wieder nach vorn gebracht.

Birmingham. Er ist der erste Konservative, der nach zehn Jahren Labour-Regierung überhaupt in Rufweite der Downing Street Nummer zehn kommt: David Cameron gilt aller Kritik zum Trotz als Großbritanniens Premier in Wartestellung. Mit Spannung erwarten die Torys, was ihr Vorsitzender ihnen beim Parteitag morgen verkündet.

"Cameron ist ein aalglatter Vertretertyp", warnt Premier Gordon Brown das Wahlvolk gern. Allerdings vertrauen die Briten einer Umfrage zufolge sogar den Gebrauchtwagenhändlern in ihrem Land mehr als den Politikern.

Und der smarte Sohn eines Börsenmaklers zieht Kapital daraus, den Anti-Brown zu geben. Sein frisches Auftreten, frecher Optimismus und geschickte Eigen-PR haben die Tories an die Spitze der britischen Politik zurückgebracht.

Er hat die Marke der Konservativen entstaubt. Mittlerweile gilt es als schick, die Tories zu wählen - früher hätte man das nur unter Androhung der Folter zugegeben. Umwelt- und Familienthemen stehen ganz oben auf seiner politischen Agenda.

Frauenzeitschriften brüsten sich damit, einen Artikel über Hollywoodstar George Clooney zugunsten eines Interviews mit David Cameron aus dem Heft geworfen zu haben. Hier wirbt er dann für flexible Arbeitszeiten und Zuschüsse zur Kinderbetreuung.

Das Image des modernen Familienvaters - seine Frau Samantha erwartet gerade das dritte Kind - ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Seine Sprösslinge präsentiert er so oft vor Fotografen, dass Brown ihm gerade riet, sie lieber wie Menschen und nicht wie Requisiten zu behandeln. Doch gerade bei weiblichen Wählern scheint Camerons Rezept anzukommen. Sie sind beeindruckt, dass der Politiker zu Hause sein will, wenn der Nachwuchs gebadet wird.

Nach der Geburt seines zweiten Kindes ist Cameron demonstrativ in Elternzeit gegangen, auch die spastische Behinderung seines ersten Sohnes Ivan bespricht er öffentlich: "Die Diagnose traf uns wie ein Güterzug. Eine Weile bist du nur depressiv und trauerst, denn zwischen deinen Hoffnungen und der Realität liegen Welten. Doch dann vergisst du das alles, weil das Kind so wundervoll ist."

Bei anderen Themen merkt man ihm die alte konservative Schule an. 2003 war er gegen das Rauchverbot in Kneipen und für den Irak-Krieg. Das Hobby "Country Sports" in seiner Abgeordneten-Biografie verbrämt kaum, dass er selber gern zum Gewehr greift und für die Hunde-Hetzjagd gestimmt hat.

Labour beißt sich an dem 41-Jährigen die Zähne aus, obwohl er Angriffsflächen genug bietet. Elitär soll der Eton-Absolvent sein, er wisse gar nicht, was den Normalverdiener bedrückt. "Kümmern kann man sich auch um Sorgen, die man selber nicht direkt erfährt", sagt der frühere Manager.

Kokain- und Cannabiskonsum in seiner Jugend hat er zugegeben, die Vorwürfe souverän abgeschüttelt. Dass er sich bei einer Veranstaltung vier Mal umgezogen hat, lässt ihn ungemein eitel wirken. Doch die Briten, die den zerfurchten Gordon Brown leid sind, sehen Cameron auch das großzügig nach.

Den Europäern hat Camerons indes schon seine Stahlfaust im Samthandschuh gezeigt. Wenn er Premierminister werde, so trompetete der Parteichef kürzlich, würde er in Großbritannien ein Referendum über den EU-Vertrag von Lissabon anstoßen - und "versuchen, meine Landsleute zur Ablehnung des Vertrages zu bewegen".