Dem Zensus laufen die Interviewer weg

Die Freiwilligen müssen viel unterwegs sein. Für den großen Aufwand gibt es nur wenig Geld.

Neuss. „Geld lässt sich mit der Volkszählung nicht verdienen“, sagt Christina Gruber, die beim Zensus 2011 als Interviewerin in einem Neusser Stadtteil unterwegs ist, „dafür ist der Aufwand viel zu groß.“ In manchen Städten haben sich deshalb wohl viele „Erhebungsbeauftragte“ gleich wieder aus dem Staub gemacht. Gleichwohl soll der Zensus nicht in Gefahr sein. Es gebe ausreichend Reserveleute, heißt es.

50 Adressen hat die Neusser Rentnerin bekommen, die sie gleich dreimal aufsuchen muss. Dafür bekommt die 75-Jährige dann pro vollständig ausgefülltem Fragebogen 7,50 Euro, die Fahrtkosten inbegriffen. Wenn der Befragte den Fragebogen selbst ausfüllt und per Post zurückschickt, gibt es nur noch 2,50 Euro.

Eine dreistündige Schulung steht vor dem Einsatz. „Danach muss ich in der sogenannten Vorbegehung erst einmal schauen“, so Gruber, „ob sich in dem Bezirk etwas verändert hat. In Hochhäusern fehlen oft die Namensschilder.“ Dann tütet sie daheim Terminkarten mit Info-Flyern ein und wirft sie in die entsprechenden Briefkästen. Wem der Termin nicht passt, der kann telefonisch einen neuen ausmachen. „Ich habe ja Zeit“, sagt die 75-Jährige, die mit dem Bus oder zu Fuß unterwegs ist. „Ich kann ganz früh, aber auch am Abend erst nach der Tagesschau kommen.“ Eine halbe Stunde dauert das Beantworten der 46 Fragen.

Angesichts des enormen Aufwandes haben mancherorts eine ganze Reihe von Interviewern schnell wieder aufgegeben. So sind im Rheinisch-Bergischen Kreis 70 der ursprünglich 400 Freiwilligen abgesprungen. In Köln haben sich 20 Prozent der Zähler verabschiedet, im Kreis Recklinghausen sogar 27 Prozent, im Rhein-Sieg-Kreis macht jeder sechste Fragesteller nicht mehr mit. Kaum oder keine Ausfälle verzeichnen dagegen die bergischen Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen. Das liegt wohl auch am netten Umgang miteinander. „Da gibt es auch schon einmal Kaffee und Kuchen für den Zähler“, heißt es etwa aus Remscheid.