Der Scherzkeks vom Dienst
Porträt: ARD-Moderator Florian Silbereisen spielt in der Volksmusikszene den unerschrockenen Klassenclown.
Berlin. Frühlingserwachen in der Erdgas-Arena in Riesa: Wenn Samstag in der sächsischen Kreisstadt mindestens zweieinhalb Stunden lang das "Frühlingsfest der Volksmusik" mit Pauken und Trompeten über die Bühne fegt, steht ein Mann wieder unerschrocken im Auge des Sturms: Florian Silbereisen.
Seit sechs Jahren präsentiert der 28-jährige Bayer die "Feste der Volksmusik", die seit 15 Jahren als quotenstarke Samstagabendshow im Ersten laufen. Am Jubiläumsabend darf der blonde Moderator mit der Vorliebe für knallbunte Anzüge ansagen, was in der Volksmusik Rang und Namen hat, darunter Hansi Hinterseer, Stefanie Hertel und die Kastelruther Spatzen.
Verkörpert Andy Borg vom ARD-"Musikanten-stadl" in der personell überschaubaren Volksmusikszene den allseits beliebten Gute-Laune-Bär und Carmen Nebel im ZDF ("Willkommen bei Carmen Nebel") die aufgeräumte Schlagerfreundin, dann ist Florian Silbereisen der zu jedem Scherz aufgelegte Klassenclown.
Der Mann aus Tiefenbach bei Passau singt und musiziert nicht nur. Er schlüpft auch in Verkleidungen, spielt spaßige Rollen und gibt zur Gaudi seiner Fans immer wieder den todesmutigen Tausendsassa, der Steinplatten zerschlägt, barfuß über glühende Kohlen läuft oder mit dem Motorrad durch einen brennenden Reifen springt.
Das ist durchaus riskant: Vor zwei Jahren stürzte Silbereisen bei den Proben für einen Sprung mit dem Motorrad über eine Rampe und brach sich das Schienbein. Die anschließende Sendung moderierte er trotzdem - an zwei Krücken humpelte er betont munter in den Saal. Der Silbersee, wie das Volksmusik-Publikum in der Branche wegen der vielen weißhaarigen Häupter genannt wird, wogte vor Begeisterung.
"Ich bin so, wie ich bin", sagt Silbereisen mit einem Selbstbewusstsein, das sich trotz seines jugendlichen Alters aus langjähriger Erfahrung mit dem Showbusiness speist. Tatsächlich spielte er bereits als Knirps mit der Steirischen Harmonika bei Volksfesten zum Tanz auf - so gut, dass er schon mit zehn Jahren seine erste Single aufnahm.
Das fiel natürlich auf in der Volksmusikbranche. Erste Fernsehauftritte bei Altmeister Karl Moik folgten. Es gab zahlreiche Preise, der Knabe nahm ein Album auf ("Lustig samma") und ging mit den Volksmusikkollegen Stefan Mross und Stefanie Hertel auf Deutschlandtournee.
2002 verpflichtete ihn der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) als humorigen Moderator der Sendung "Mit Florian, Hut und Wanderstock". Zwei Jahre später kam der Ritterschlag: Im zarten Alter von 22 beerbte Silbereisen Carmen Nebel, die zum ZDF wechselte, und übernahm die "Feste der Volksmusik". Zuletzt erreichte er zwischen sechs und sechseinhalb Millionen Zuschauer.
"Als Showmaster habe ich natürlich die großen Kollegen als Vorbild wie Peter Alexander und Rudi Carrell", sagt Silbereisen, der sich in Interviews ansonsten bescheiden gibt, als wertkonservativ bezeichnet und jeden Eindruck zu vermeiden sucht, er sei in irgendeiner Form abgehoben, so etwas gehört sich in der Schunkelszene nämlich nicht.
In seinem Heimatdorf Tiefenbach hat der mit der Schlagersängerin Helene Fischer liierte Moderator ein Haus gebaut. Auch privat hört er nach eigenem Bekunden am liebsten Volksmusik. Ab und zu steht aber sogar Florian Silbereisen der Sinn nach etwas anderem: Dann legt der junge Mann mit den halblangen Haaren eine CD mit Jazz oder Bon Jovi ein.