Mangelware zu erhöhten Preisen Der Wucher mit der Not in der Corona-Krise

Düsseldorf · Onlineplattformen verbieten Wucherinserate in der Corona-Krise. Angebote für eine Toilettenpapierpackung für 30 Euro waren keine Seltenheit. Die Lieferangebote im Lebensmittelgeschäft boomen.

Ein Geschäft wirbt im Schaufester mit seinem Onlinehandel.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Toilettenpapier ist das Wertpapier der Stunde, der Woche, des Monats. Das haben auch Verkäufer auf Onlineplattformen längst erkannt. Dementsprechend waren Angebote für eine Toilettenpapierpackung für 30 Euro keine Seltenheit, Desinfektionsmittel ist immer wieder für den Preis einer ganzen Palette zu bekommen. Auch finden sich bereits Gesuche offensichtlich Verzweifelter, die kein Toilettenpapier mehr bekommen haben. Sie bieten vier Rollen Küchenrolle gegen sechs Rollen Kloppaier. Andere wiederum bieten selbstlos Toilettenpapier gegen eine Schokolade mit Käsekuchenfüllung zum Tausch an. Wie ernst gemeint die Inserate sind, ist nicht zu ermitteln. Dennoch: Verkaufsplattformen wie Ebay und Amazon eigenen sich, um Geschäfte zu machen.

Ebay reagiert auf Wucherangebote

Dem Wucher mit der Not, der Angst und Panik in der aktuellen Krise hat Ebay jetzt ein Riegel vorgeschoben. Denn den Richtlinien der Plattform nach dürfen Gewalt- und Naturkatastrophen nicht dazu genutzt werden, um Profit daraus zu schlagen. „Angebote und Artikel, die menschliche Tragödien oder menschliches Leiden verherrlichen oder versuchen, davon zu profitieren, sowie Angebote und Artikel, die die Würde der Opfer solcher Ereignisse verletzen, sind unzulässig“ heißt es in der Richtlinie. Seit dieser Woche dürfen begehrte Artikel wie Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken, Windeln, Toilettenpapier und Babynahrung nur noch von gewerblichen Händlern angeboten werden. Wer sich nicht daran hält, dem droht die Kontosperrung. „Hierbei greifen wir auch auf Blockfilteralgorithmen zurück, die die Verwendung von Begriffen wie „Coronavirus“ einschränken, genauso wie umfangreiche Löschungen von Angeboten. Diese Blockfilteralgorithmen haben wir bereits Ende Februar eingeführt“, erklärte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage. Das Team zur Überwachung der Richtlinien sei personell verdoppelt worden. Dennoch könne es vereinzelt zu Angeboten kommen, in denen es gelinge, die Mechanismen zu umgehen. „Seit Start der Krise haben wir knapp eine halbe Million Artikel von unserem Marktplatz entfernt“, sagte die Sprecherin. Zwar sind seit den neuen Statuten keine Angebote mit Mondpreisen mehr zu finden. Dennoch gibt es weiterhin Inserate, die 16 Rollen Toilettenpapier – zweilagig – für 26 Euro inklusive Versand anbieten. Die Nachfrage regelt das Angebot.

Atemschutzmasken für das Dreifache des normalen Preises

Wucher betreibt der deutsche Unternehmer Timo Klingler aus Sandhausen in Baden-Württemberg. Erst kürzlich rühmte er sich in einem Interview auf einem Online-Portal des „Spiegel“ damit, wie er mit Atemschutzmasken Millionen verdiene. Auf seiner Webseite, die er mit „Günstige Angebote im Onlineshop“ bewirbt, bietet er fünf Masken des Typs FFP2 zum Preis von 70 Euro an. Mehr als das Dreifache des normalen Preises. Ein 50er-Pack OP-Masken, die sonst im einstelligen Cent-Bereich liegen, gibt es für 45 Euro. Für eine Stellungnahme ist der Unternehmer nicht zu erreichen.

Genau wie Ebay geht auch der Online-Shop Amazon gegen Abzocke vor. „Wir bieten keinen Raum für Preistreiberei bei Amazon. Wir sind enttäuscht über unlautere Versuche, in einer globalen Gesundheitskrise die Preise für Produkte des Grundbedarfs künstlich zu erhöhen. Und wir haben im Einklang mit unseren langjährigen Verkaufsrichtlinien kürzlich Zehntausende von Angeboten gesperrt oder entfernt“, teilt eine Sprecherin mit.

 Außerdem teilt Amazon auf seiner Homepage mit, dass die Auslieferungen priorisiert würden. So sollen aktuell „dringend benötigte Artikel“ vorrangig behandelt werden. Lieferdienste werden aktuell auch bei Supermärkten nachgefragt. Am 26. Februar sei der Run auf die Lebensmittellieferdienste ausgebrochen, sagte Thorsten Eder von Getnow – und das an allen Standorten des Online-Supermarktes gleichzeitig: in Berlin, München, Frankfurt, Hannover, Essen wie im Großraum Düsseldorf/Neuss. Die Folge: Die Zeitfenster der Zustellungen sind mittlerweile 14 Tage im Voraus ausgebucht. „Wir können nur einen kleinen Teil der Nachfrage abarbeiten. Dabei sind wir immer auf Volllast“, sagte Eder. Die Zahl der Neukundenanmeldungen sei in einigen Städten um 500 Prozent gestiegen.