Deutscher isst Fliegen und überlebt in Australiens Outback
Sydney (dpa) - Ein deutscher Tourist hat fast drei Wochen in der australischen Wildnis überlebt. Dem 26-jährige Wanderer war nach heftigen Regenfällen und Überschwemmungen der Weg in die Zivilisation abgeschnitten, berichtete die Polizei.
Er habe sich nach eigenen Angaben von Fliegen ernährt.
Ein Autofahrer sammelte den Mann bei Windorah rund 1200 Kilometer westlich der Ostküstenstadt Brisbane am Donnerstag ein und brachte ihn in den Ort. Der Deutsche habe medizinische Versorgung abgelehnt und weiter wandern wollen, berichtete die Polizei.
Der Ladenbesitzerin Kim Geiger zufolge hält sich der junge Mann nach wie vor in Windorah auf: „Er wird ein paar Tage hier bleiben, bevor er sich wieder auf den Weg macht“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Aus einem Gespräch mit ihm wisse sie, dass er über die nötigen Fähigkeiten verfüge, um in der Wildnis zu überleben, sagte Geiger. Ein Mitarbeiter des örtlichen Hotels sagte der dpa, dass der Tourist derzeit im angrenzenden Park zelte.
Der Deutsche war Informationen der Polizei zufolge am 17. Februar in Windorah losmarschiert. Er sei für einen längeren Busch-Aufenthalt nicht ausgestattet gewesen und brauchte auch Medikamente, die eigentlich gekühlt werden müssen. Die Polizei suchte tagelang mit einem Großaufgebot und Aufrufen im Radio nach ihm.
Der Aufwand gehöre zur üblichen Arbeit, sagte eine Polizeisprecherin der dpa. Von einem neuen gefährlichen Abenteuer könne er nicht abgehalten werden. „Wenn er wieder vermisst wird, werden wir wohl wieder nach ihm suchen“, sagte sie. „Wir hoffen, er hat seine Lektion gelernt, aber wer weiß, vielleicht auch nicht.“
Die „Brisbane Times“ hatte den Mann vor wenigen Tagen als skurrilen Typen dargestellt. Sie berief sich auf ein Interview, das er Anfang Februar, vor seinem Verschwinden, der Zeitung „Warrengo Watchman“ gegeben habe. Darin erzählte der Deutsche demnach, Wandern im Outback sei für ihn nach zwei Jahren Obdachlosigkeit kein Problem.
Er wolle 4000 Kilometer bis zum Uluru, dem Berg in der Mitte Australiens, marschieren. Er habe auch über einen Kampf mit einem aggressiven Känguru berichtet. „Ich bin auf das Känguru zugesprungen und habe es zusammengeschlagen. Es hat sich kaum gewehrt. Es war wohl von meiner beherzten Attacke überrascht“, wird er zitiert.
Die Bauern in der Umgebung, die als Freiwillige tagelang bei der Suche halfen, seien nicht gut auf den Mann zu sprechen, sagte ein Polizeisprecher der Zeitung. Der Deutsche habe aber wenigstens versprochen, künftig in der Nähe von Straßen zu bleiben.
Ein Einheimischer, der den Deutschen ein paar Tage beherbergt hatte, verteidigte den Mann aber. „Er war sehr nett und hat von seinen Wanderungen in anderen Kontinenten erzählt“, sagte Andrew Plax der „Brisbane Times“. „Er mag die Natur, die Einsamkeit.“
Woher genau der Deutsche stammt, blieb am Freitag unklar. Seine Mutter, die in Bremen ein Unternehmen für Büroservice betreibt, wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Die australische Polizei warnt immer wieder vor schlecht vorbereiteten Ausflügen ins Outback. Das Terrain ist unwegsam und die Orientierung schwierig, weil über Hunderte Kilometer alles gleich aussieht. In manchen Gegenden ist die nächste Straße Hunderte Kilometer entfernt. Es gibt kaum Schutz vor der sengenden Sonne - oder heftigen Regenfällen.
Erst im Januar war ein Einheimischer 28 Tage verschollen, der sich nahe seiner Heimatstadt Chillagoe rund 200 Kilometer westlich von Cairns verlaufen hatte. Er ernährte sich von Schmetterlingen und Früchte.