Die Ärzte treten bei der Gesundheitskarte auf die Bremse

Das Großprojekt verzögert sich weiter, weil die Akzeptanz unter den Medizinern gering ist.

Düsseldorf. Eigentlich sollte es in diesem Jahr richtig losgehen: Nach langem Hin und Her wurde entschieden, dass Nordrhein als erste deutsche Region die elektronische Gesundheitskarte flächendeckend einführt. Doch der Widerstand gegen die Reform innerhalb der Ärzteschaft ist groß.

Christian Maxeiner ist Hausarzt in Düsseldorf-Gerresheim und ein Gegner der Karte. Er und 35 weitere niedergelassene Haus- und Fachärzte in dem Stadtteil haben beschlossen: Wir schaffen die Lesegeräte, die Voraussetzung zur Nutzung der neuen Karte sind, nicht an. Maxeiner: "Die Sicherheit der Daten ist nicht gewährleistet. Die Karte lässt die Möglichkeit offen, dass das Arztgeheimnis gebrochen wird."

Der Mediziner verweist darauf, dass sensible Daten wie das Ergebnis eines HIV-Tests oder psychische Erkrankungen zentral gespeichert werden können. "Die Vertraulichkeit der Daten ist nicht gesichert." Auch dass die Speicherung der sensiblen Daten nur bei Zustimmung des Patienten erfolgt, überzeugt Maxeiner nicht. "Wir fürchten eine Salami-Taktik und dass die Speicherung dann irgendwann doch verpflichtend ist."

Der Bundesdatenschutzbeauftragte hat indes keine Bedenken gegen die Karte, wie sein Sprecher Dietmar Müller sagt. Dennoch formiert sich weiter Widerstand: Der Ärztetag in Mainz forderte Mitte Mai, die Karte vor einer flächendeckenden Einführung weiter zu testen - und zwar mit mehr Teilnehmern als bisher.

In Nordrhein soll das sogenannte Basis-Rollout durchgeführt werden: Die Praxen erhalten die Lesegeräte für die Karten, die Kassen geben die neuen Karten aus. Diese unterscheiden sich zunächst nur durch das Foto von der bisherigen Krankenkassenkarte (siehe Kasten).

Erste Kassen wie etwa die BKKEssanelle fordern derzeit schon Bilder von ihren Versicherten ein. Andere Kassen wie die Barmer und die AOKRheinland/ Hamburg warten dagegen noch.

Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, sagte unserer Zeitung, dass seine Kasse abwarte, bis es Klarheit über die Beteiligung der Ärzte gebe. Er kritisierte zugleich den Widerstand der Mediziner gegen die Karte, den er auch als "Popanz" bezeichnete. Es gebe keine Datenschutzprobleme. Die Abwehrhaltung sei falsch.