Die große Katzenplage
Tierschützer fordern die Zwangskastration der herrenlosen Streuner. Die Städte haben keine rechtliche Handhabe.
Düsseldorf. Treuer Blick, herzerweichendes Mauzen und ein kuschliges Fell, mit dem sie um die Beine streichen: Wild streunende Katzen gibt es an jeder Ecke. Und genau das ist das Problem. Denn die Zahl der herrenlosen Tiere wächst unkontrollierbar und stellt vor allem Großstädte vor eine derzeit noch unlösbare Aufgabe. Denn die Verwaltungen können nichts dagegen tun, dass die Tiere durch die Städte streifen und sich jedes Jahr tausendfach vermehren. Grund: Das Gesetz steht ihnen im Weg.
Beispiel Düsseldorf: Dort soll es laut Katzenschutzbund rund 50 000 Streuner geben. "Das ist eine grobe Hochrechnung. Aber wenn man bedenkt, dass die Weibchen durchschnittlich zweimal im Jahr vier Junge werfen, ist man ganz schnell bei solch hohen Zahlen", sagt Ulla Wolff, Vorstandsmitglied des Katzenschutzbunds Düsseldorf.
Der Verein kümmert sich um die herrenlosen Tiere: Füttert, versorgt und kastriert sie - ist in seinen Mitteln aber begrenzt: Etwa 800 Tiere lässt der Bund pro Jahr kastrieren. "Aber wir wissen nicht, wie lange wir das finanziell noch können." Der Eingriff kostet bei einem Kater etwa 60, bei einer Katze rund 120 Euro. Um dem Katzenproblem Einhalt zu gebieten, fordern sie eine Kastrationspflicht für alle Katzen - auch die, die ein Zuhause haben, tagsüber aber raus dürfen.
Bei der Stadt Düsseldorf stoßen die Tierschützer damit grundsätzlich auf offene Ohren. "Wir halten eine Kastrationspflicht für sinnvoll", sagt Klaus Meyer, Leiter des Amts für Verbraucherschutz. Die Verwaltung habe aus diesem Grund bereits prüfen lassen, welche Möglichkeiten die Stadt hat. Das Ergebnis: keine.
Düsseldorf steht nicht allein mit dem Problem. Auch Krefeld hat zu kämpfen. Eine Schätzung, wie viele Katzen durch die Stadt streunen, gibt es zwar nicht, aber es müssen viele sein, denn auch dort kümmert sich der Katzenschutzbund laut Stadtsprecher Dirk Senger um Kastrationen. Außerdem versucht man, die steigene Population in den Griff zu bekommen, indem die jungen Katzen eingefangen und vermittelt werden. "Durch diese Maßnahmen soll der Bestand dauerhaft zurückgeführt werden", sagt Dirk Senger.
Ebenso hat in Köln die Streuner-Verbreitung überhand genommen, sagt Dirk-Hancord Lohoff vom Veterinäramt. Und er benennt auch ganz deutlich das wahre Problem: "Die Einsichtsfähigkeit der Bürger. Viele Leute glauben, dass eine Katze mindestens einmal im Leben werfen sollte, deswegen lassen sie die Tiere nicht kastrieren." Stattdessen vermehrten sich die Katzen ungezügelt. "Und da eine Katze nicht als Wildtier gilt, kann die Stadt nichts dagegen machen." Das Ganze habe zudem eine weitere Folge: Durch das Futter, das besorgte Bürger den Streunern vor die Tür stellen, würden immer mehr Füchse in die Stadtgebiete gelockt.
Und jetzt? Es bleibt noch eine letzte Möglichkeit. Und zwar eine Änderung im Tierschutzrecht. "Der Gesetzgeber muss eine Gesetzesgrundlage schaffen", erklärt Klaus Meyer aus Düsseldorf. Die könnte den Kommunen eine Erlaubnis geben, die Probleme zu regeln - damit könnte die ordnungsbehördliche Verordnung umgangen werden. Klaus Meyer steht mit den Ansprechpartnern in Berlin bereits in Kontakt. "Vielleicht haben wir ja Glück. Denn in Kürze steht eine Novellierung im Tierschutzrecht an. Dann könnte die neue Regel schon in zwei, drei Jahren umgesetzt werden."