Die Pappe lebt — und wird geliebt
Auch 20 Jahre, nachdem in Zwickau der letzte Trabant vom Band rollte, hat das DDR-Auto viele Fans. Sogar in den USA.
Zwickau. Ein letztes Mal stand die „Legende auf Rädern“ vor 20 Jahren im Rampenlicht. Unter Blitzlichtgewitter und deutschlandweitem Medieninteresse rollte der letzte Trabant mit der Fahrzeugnummer 3.096.099 am 30. April 1991 in Zwickau vom Band. Am Samstag muss der scherzhaft als Pappe bezeichnete Wagen in Pink dieses Jubiläum allein verbringen — im Depot des Zwickauer August Horch Museums. Den Spitznamen verdankt das Auto dem billigen Werkstoff Duroplast, ein Mix aus Harzpulver und Baumwolle.
33 Jahre lang war die sächsische Stadt die Wiege des Trabants: Vom P 50 bis zum berühmten P 601, der mit seinen Kulleraugen und der meist himmelblauen Farbe die Straßen der DDR prägte — und zum Symbol für Stagnation und Verbohrtheit der politischen Führung wurde.
„Nach der Wende wollten alle nur noch ein West-Auto. Dabei ist der Trabi auf der Strecke geblieben“, sagt Wolfgang Kießling. Er ist des Internationalen Trabant-Registers. Der Verein führt Statistik über die aussterbende Art. Demnach sind von den einst drei Millionen Pappen, wie die Wagen auch genannt wurden, heute nur noch 30 000 übrig.
Auch das knallige Pink und der Viertakt-Lizenzmotor von VW mit 40 PS konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Modell 1.1 — Produktionsbeginn 1990 — trotz aller Neuerungen ein 28 Jahre altes Auto war.
Auch nach all den Jahren ist die Liebe der Fans zu dem kleinen Stinker ungebrochen: Mehr als 150 Fanclubs huldigen in Deutschland ihrem Lieblingsgefährt. In Zwickau selbst wird vom 24. bis 26. Juni das Internationale Trabantfahrer-Treffen (ITT), das einst als weltweit größte Trabi-Veranstaltung bis zu 50 000 Besucher lockte, nach zwei Jahren Auszeit wieder auferstehen.
Bis in die Vereinigten Staaten reicht die Pappenbegeisterung, wie die Internetseite „Trabant USA“ beweist. Nach Schätzung der US-Fans gibt es etwa 250 Trabis jenseits des Atlantiks. Auf den Trabant gekommen ist Seitenbetreiber Matt Annen durch seinen Vater Mike, der schon 20 der kleinen Autos restauriert hat. Mike Annan: „Trabis haben mein Leben verändert.“ dpa