Die Rasenmäher kommen

Seit 20 Jahren hütet Maik Dünow Schwarzköpfe und Merinos — die Vierbeiner pflegen mit viel Appetit Deiche und Grünanlagen.

Wesel. Wenn Maik Dünow Urlaub machen will, muss er nicht weit fahren. Er schnappt sich einfach seinen Border-Collie Dave und fährt zu einer seiner fünf Schafherden. Insgesamt nennt er 800 Schafe sein Eigen.

„Wenn der Organisations-Stress überhand nimmt, nehme ich mir einfach eine Auszeit und hüte einen kompletten Tag eine Herde. Das ist Entspannung pur, frische Luft, Natur und Schafe, was will man mehr“, erzählt der 37-Jährige.

Dünow ist übrigens Berufsschäfer. Viele gibt es nicht mehr von seiner Zunft — nur noch 2000 in ganz Deutschland. Dabei hat sich das Berufsbild gewandelt. „Ein Schäfer ist nicht mehr Tag und Nacht bei seiner Herde. Die Tiere werden etwa acht bis neun Stunden am Tag betreut“, erklärt der Schäfer. Am Abend würden sie mit Elektrodraht eingezäunt und der Hüter fährt nach Hause — wie der Angestellte nach Büroschluss.

Natürlich kann man die beiden Berufe nicht miteinander vergleichen. Dünow muss zwar auch einigen Papierkram erledigen, aber die meiste Zeit ist er draußen in der Natur. Wenn er seine Tiere hütet, hat er Ruhe, kein Telefon schellt und kein Kollege stört. Er benötigt auch kein Smartphone oder MP3-Player, um sich die Zeit zu vertreiben. Er genießt einfach die Ruhe.

Und es ja nicht so, als hätten er und sein Hund Dave nichts zu tun. „Ich muss dafür sorgen, dass die Schafe satt werden und dabei eine bestimmte Fläche abgrasen. Ich und Dave geben die Richtung vor“, erklärt der 37-Jährige. Zudem versorge er kleine Verletzungen der Tiere selbst.

Dünows Schwarzkopf- und Merinoschafe sind unter anderem für die Deiche und Grünflächen am Rhein in Duisburg-Walsum zuständig, zudem ersetzen sie den Rasenmäher in Bottrop. „Wir pflegen sämtliche Grünanlagen der Stadt“, berichtet der Schäfer stolz. Eine weitere Einnahmequelle ist das Fleisch der Tiere.

„Die meisten Kunden sind Moslems“, sagt er. Die würden das Fleisch direkt auf seinem Hof in Wesel kaufen. Damit dort und bei den Herden alles funktioniert, hat er noch zwei weitere Schäfer und zwei Helfer angestellt. „Aber reich wird man dabei nicht. Ich komme so über die Runden“, sagt Dünow. Trotzdem könne er sich keinen anderen Beruf vorstellen.

„Mein Vater und meine beiden Brüder sind auch Schäfer. Ich bin quasi im Schafstall geboren worden. Ich wollte nie etwas anderes sein.“ Und Schäfer ist er jetzt auch schon seit 20 Jahren. Mit 17 ist er bei einem Schäfer in die Lehre gegangen. Nach der zweijährigen Ausbildung hat er seinen Meister gemacht und später den Hof seines Lehrmeisters übernommen. Eine Schäfer-Karriere aus dem Bilderbuch.