Die Wunderkerze hebt ab

Die Nasa testet ein neues Raketenmodell. Doch ihre finanzielle Zukunft ist unsicher.

Cape Canaveral. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat einen wichtigen Teilschritt auf dem Weg zu neuen Flügen zum Mond und zum Mars absolviert: Mehrfach war der Start der neuen Rakete Ares-I-X wegen schlechten Wetters verschoben worden, Mittwoch fand er endlich statt. Die fast 100 Meter lange "Wunderkerze" hob um 11.30 Uhr (Ortszeit, 16.30 Uhr MEZ) vom Kennedy-Weltraumzentrum zu einem zweieinhalb Minuten langen Flug ab.

Dieser wird als wichtiger Schritt zu einer neuen Generation leichterer Raketen angesehen, die die alten Raumfähren, die Space-Shuttles, ablösen sollen.

Die Rakete flog etwa 46 Kilometer hoch und den Nasa-Angaben zufolge 241 Kilometer weit. Nach 40 Kilometern trennte sich wie geplant die untere von vier Raketenstufen ab und fiel gebremst durch einen Fallschirm in den Atlantik. Sie kann im Unterschied zu den übrigen Teilen wiederverwendet werden.

Im oberen Teil ist die Rakete, deren Entwicklung 400 Millionen Dollar gekostet hat, nur eine Attrappe. Die Nachbildung einer Raumkapsel stürzt ebenfalls ins Meer, wird aber nicht geborgen. Bei dem Flug sollten 700 Sensoren Daten nach Cape Canaveral schicken - etwa, ob die Vibrationen geringer geworden sind und einen bemannten Flug erlauben.

Geplant ist die Entwicklung einer schwereren Raketen-Varian-te, der Ares-V, die 188 Tonnen Fracht ins Weltall transportieren kann. Langfristiges Ziel ist es, bis 2020 ein Crewmodul mit dem Namen "Orion" sowie eine Landefähre auf den Mond zu befördern.

Anders als beim Apollo-Programm in den 60er und 70er Jahren geht es aber nicht darum, aus eher symbolischen Gründen den Mond nur kurz zu betreten. Vielmehr soll auf dem Erdtrabanten ein permanenter Außenposten eingerichtet werden, auf dem Wissenschaftler monatelang leben können. In der nächsten Phase könnten Astronauten den Mars erkunden.

Doch die Nasa steht 40 Jahre nach der ersten Mondlandung am Scheideweg. Angesichts einer staatlichen Neuverschuldung von 1,4 Billionen Dollar zögern Republikaner und Demokraten mit Zusagen für die langfristige Finanzierung. Schließlich soll allein das Orion-Projekt in den nächsten 20 Jahren mindestens 230Milliarden Dollar kosten.

Dass die Nasa zuletzt durch grobe Verschwendung und gravierende Planungsfehler ins Gerede gekommen ist, verbessert ihre Aussichten nicht. Nasa-Chef Charles Bolden bleibt trotzdem guter Dinge: Amerika trage die Weltraumforschung "im Erbgut".