Karl Lagerfeld: „Immer bereit für einen Wechsel“

Karl Lagerfeld spricht über seinen gepuderten Zopf und seine Mutter, gegen die er ganz bescheiden wirkt.

Herr Lagerfeld, Sie machen mit Ihrem gepuderten Zopf längst Frisuren-Geschichte. Warum pudern Sie sich?

Lagerfeld: Damit ich schön weiß aussehe. Sonst sind die Haare gelbgrau.

Lagerfeld: Es ist gelockt. Meine Haare gehen einfach in alle Richtungen weg. Deshalb binde ich sie gerade nach hinten fest.

Lagerfeld: Ja. Den Schwanz zu binden, dauert gerade mal drei Sekunden.

Lagerfeld: Dunkelbraun, kastanienbraun, so dass meine Mutter mich färben wollte. Als Kind. Sie sagte, du siehst aus wie eine alte Kommode.

Lagerfeld: Von meiner Mutter. Die war sehr frech. Dagegen bin ich ganz bescheiden. Sie konnte ihren Witz toll anbringen.

Lagerfeld: Ja, aber meine Eltern interessierten sich nur für mich. Die anderen waren älter, zwei Schwestern aus verschiedenen Ehen. Und das klappte gar nicht. Ich war ganz artig. Ich ging zwar so gut wie nie zur Schule, konnte aber mit sechs Jahren drei Sprachen sprechen, lesen und schreiben. Da haben Sie als Eltern keine Angst, wenn Ihr Kind nicht in die Schule geht.

Lagerfeld: Es gibt Leute, die meinen, sie müssten immer das Gleiche machen. Aber die haben keine Persönlichkeit. Ich bin immer bereit für einen Wechsel, es gibt keine unantastbaren Wege. Nichts ist unantastbar in der Fotografie wie in der Mode.

Lagerfeld: Ich mache Fotos, Mode und Bücher. Und das alles parallel. Beruf und Berufung sind für mich das Gleiche.

Lagerfeld: Mich interessiert nicht das Was, sondern das Wie, nicht das Abbild, sondern die Idee.

Lagerfeld: Ich habe immer eine Kamera bei mir. Aber die Fotofolge für Schwarzkopf entstand im Pariser Studio des Chanel-Chef-Designers. Von mittags um drei bis am anderen Morgen um sechs Uhr.

Lagerfeld: Mode ist eine angewandte Kunst, aber das eine braucht das andere. Die Fotografie braucht die Mode als Abbild.

Lagerfeld: Ja, abstrakte Kunst. Ich bin sehr grafisch orientiert.

Lagerfeld: Eine unpassende Haarfarbe wählen, zu dunkel, zu schwarz. Gefärbtes Haar in der Sonne, das ist grauenhaft. Ich finde, man soll irgendwie bei seiner Ursprungsfarbe bleiben.