Dieser Mann liebt runde Formen
Luigi Colani ist alles Eckige ein Gräuel. Zum 85. arbeitet der als großspurig verschriene Designer an seinem Vermächtnis.
Karlsruhe. „Es kommt eine gewaltige Schaffensexplosion.“ Der als großspurig bekannte Designer Luigi Colani ist auch vor seinem 85. Geburtstag am Freitag nicht zu bremsen. „Ich habe Professuren in Moskau, Südamerika und mehrere in China. Und in Venedig ist eine große Ausstellung geplant.“ Was davon umgesetzt wird, ist offen, denn damit hatte Colani schon immer Probleme. Oft blieb es bei der Zeichnung oder einem Prototypen.
Der umstrittene Designer, der in Berlin geboren wurde, schuf allerdings durchaus Aufsehenerregendes: Zu den bekanntesten Werken zählt die Spiegelreflexkamera Canon T-90, die bis heute das gerundete Design der Marke prägt. Die Polizei in Hamburg trägt seit 2002 Uniformen nach Colani-Entwürfen, die Musiker Prince und Lenny Kravitz spielen auf seinem „Pegasus“-Klavier.
Colanis Inspiration ist die Natur: „Auf einem Quadratmeter Gartenboden finden Sie die ganze Welt der Höchsttechnologie, der Mechanismen, der Mechatronik, die feinsten konstruktiven Faserstränge, Hohlkörper, Rispen, Dolden, Knollen. Das sind die intelligentesten Verpackungstechniken und Konstruktionsverfahren.“
Für Peter Weibel, Leiter des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medientechnologie, gehört Colani zu den Wegbereitern des Biomorphismus. Mit dem Nachempfinden natürlicher Formen habe er seinen Kreationen Dynamik eingehaucht. „Nicht umsonst wird er als Gott der geschwungenen Linie bezeichnet.“
Colani pflegt die große Geste, hinter der manchmal die Wirklichkeit verschwindet. Zudem sucht er gern Streit. Kaum ein Kollege kommt bei ihm ungeschoren davon. „Mit dieser Art des Auftretens hat er sich sehr geschadet und viele Feinde gemacht“, sagt Weibel. Deshalb erfahre er auch nicht die Würdigung, die ihm gebühre. So hatte Colani in Karlsruhe vor acht Jahren kurzzeitig ein eigenes Museum in der Nancy-Halle. Als er erweitern wollte, kam es zum Zerwürfnis.
Jetzt hat er nach eigenen Angaben alle seine Werke nach Italien verfrachtet. Dort wolle ein Mäzen auf der Venedig-Insel Murano ein eigenes Museum für ihn bauen, erzählt er. „Er liegt auf Knien vor mir, ich muss nur noch Ja sagen.“ Ob er den Zuschlag erteilen wird, lässt Colani offen. Doch eines ist sicher: Für seinen Nachlass muss auf jeden Fall etwas Großes her.