Doppelmord schockt Dorf
In einem Waldstück wurden zwei tote Jugendliche gefunden. Die Opfer kannten sich nicht. Die Polizei schließt ein Sexualdelikt nicht aus.
Northeim. Bodenfelde steht unter Schock, die Einwohner des kleinen Weserortes haben Angst. Nach dem Doppelmord an der 14-jährigen Nina und dem ein Jahr jüngeren Tobias suchen die Fahnder nach einer heißen Spur. Die Leichen der beiden waren am Sonntag in einem kleinen Waldstück am Rande des niedersächsischen Dorfes entdeckt worden. Es gebe ein Indiz für ein Sexualdelikt, sagt Northeims Kripochef Andreas Borchert gestern. Von den beiden Jugendlichen fehlten Kleidungsstücke. Zudem soll Nina im Ort von einem Mann aus einem Auto heraus angesprochen worden sein.
Beinahe flehentlich wenden sich die Ermittler nun an die Öffentlichkeit. Man erhoffe sich dringend weitere Hinweise aus der Bevölkerung, um die Fahndung nach dem Täter voranzubringen, sagt der Leiter der Mordkommission, Hartmut Reinecke. Obwohl rund zwei Dutzend Beamte nach dem grausamen Verbrechen praktisch rund um die Uhr ermitteln, sind sie der Lösung noch nicht entscheidend näher gekommen.
Tobias’ Mutter war es, die den toten Jungen als Erste sah. Polizisten fanden kurz darauf nur wenige Meter entfernt die Leiche Ninas. Das Mädchen, das offenbar aus einer sozial problematischen Familie stammt, war bereits am Montag vergangener Woche - wie schon mehrfach zuvor - von zu Hause ausgerissen. Die 14-Jährige hatte Bodenfelde in der ganzen Zeit aber offenbar nicht verlassen, Mitschüler hätten sie wiederholt gesehen.
Tobias war am Samstag auf seinen Rollerblades im Ort unterwegs und brachte am Abend noch einen Bekannten zum Zug. Danach verliert sich seine Spur. Seine besorgte Familie, die zunächst allein nach dem Jungen gesucht hatte, alarmierte in der Nacht zu Sonntag die Polizei.
Was sich am späten Samstagabend in dem 3500-Einwohner-Ort ereignet hat, weiß die Polizei noch nicht genau. Und was die Beamten herausgefunden haben, wollen sie "aus ermittlungstaktischen Gründen" für sich behalten. Erst müsse das Ergebnis der Obduktion vorliegen, sagte der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Hans Hugo Heimgärtner.
Bodenfelde sei durch das unfassbare Verbrechen geschockt, sagt unterdessen Bürgermeister Hartmut Koch. "Die Stimmung ist schwer zu beschreiben. Es herrscht Fassungslosigkeit und Bestürzung."
Nicht nur der Bürgermeister hofft, dass der Täter schnell gefasst wird. In Bodenfelde herrsche Angst, sagen Einwohner. Besorgte Eltern brachten ihre Kinder gestern vorsichtshalber mit dem Auto zur Schule. Die Polizei war mit vielen Beamten an der Gesamtschule präsent. Rund 500Mitschüler der beiden Opfer nahmen gestern während einer Andacht Abschied von Nina und Tobias. Für heute ist ein Gottesdienst geplant.