Drei Schweinegrippe-Verdachtsfälle in Deutschland

Berlin (dpa) - In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums derzeit drei ungeklärte Verdachtsfälle auf Schweinegrippe. Bei einem aus Mexiko zurückgekehrten Ehepaar bestehe ein entsprechender Verdacht, sagte Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder in Berlin.

Außerdem sei bei einem weiteren Mann ein Influenzavirus festgestellt worden. Ob es sich um den Schweinegrippen-Erreger handelt, sei noch nicht klar. Schröder betonte aber, es gebe derzeit keine konkrete Bedrohung der Bevölkerung in Deutschland.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) schloss eine weltweite Ausbreitung der in Mexiko aufgetretenen Schweinegrippe nicht aus. Der „Bild“-Zeitung sagte die Ministerin: „Dieses Risiko kann heute niemand genau kalkulieren. Es kann eine weltweite Grippewelle geben. Ich mache mir Sorgen, hoffe aber, dass meine Sorgen grundlos bleiben.“ Die SPD-Politikerin fügte hinzu: „Wir sind gut vorbereitet. Bund und Länder, Ärzte, Krankenhäuser und Rettungsdienste wissen genau, was sie im Ernstfall zu tun haben. Es gibt einen ausgearbeiteten Pandemieplan, der auch funktioniert, wie die Abstimmung der letzten Tage zeigt.“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhöhte wegen des erheblich verschärften Risikos für eine weltweite Ausbreitung der Krankheit ihre Alarmstufe. Ab sofort gelte Alarmstufe 4 statt bisher Alarmstufe 3, sagte der amtierende WHO-Generaldirektor für Gesundheitssicherheit und Umwelt, Keiji Fukuda, am Montagabend in Genf nach einer Sondersitzung einer Expertengruppe. Alarmstufe 4 heißt, dass ein neues Grippevirus von Tieren auch Menschen infizieren kann und von Mensch zu Mensch übertragen wird. Bei der höchsten Stufe 6 wird von einer weltweiten Ausbreitung des Virus, also von einer Pandemie ausgegangen.

Die Verschärfung betrifft das mutierte Schweinegrippevirus vom Typ H1N1. Die Behörden in den einzelnen Ländern sind angewiesen, eng mit der WHO zusammenzuarbeiten, damit die weitere Ausbreitung verhindert wird.

Die WHO empfiehlt derzeit keine Reisebeschränkungen oder gar das Schließen von Grenzen, erklärte die Organisation auf ihrer Website. Wenn möglich sollten aber Reisen in gefährdete Gebiete vermieden werden. Es gehe grundsätzlich keine Gefahr vom Genuss gekochten Schweinefleisches und Produkten aus Schweinefleisch aus, hieß es weiter.

Die Zahl der Grippetoten in Mexiko ist nach Angaben der Regierung in den vergangenen Tagen langsamer angestiegen. Gesundheitsminister José Ángel Córdova sagte am Montagabend (Ortszeit) vor der Presse in Mexiko-Stadt, am Samstag seien sechs, am Sonntag fünf und am Montag seien drei mit dem Schweinevirus Infizierte gestorben. Am Morgen hatte er gesagt, das die Zahl der Opfer zunehmen werde. Insgesamt sind in Mexiko bis zum Montag 149 Menschen an Grippe gestorben. Bei wie vielen davon das neue, mutierte Schweinegrippevirus H1N1 nachgewiesen wurde, teilte die Regierung nicht mit.

Mediziner in Spanien und Großbritannien wiesen am Montag das mutierte Virus H1N1 bei insgesamt drei kürzlich zurückgekehrten Mexiko-Reisenden nach. In Deutschland konnte zunächst für alle Verdachtsfälle Entwarnung gegeben werden. Dennoch verschärfte das Auswärtige Amt seine Reiseempfehlungen für Mexiko. „Von nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Mexiko wird derzeit abgeraten“, hieß es auf der Internet-Seite.

Ein erkrankter Spanier war am 22. April mit Fieber und Husten von einer Studienreise aus Mexiko in seine Heimat zurückgekehrt. Der 23- Jährige befinde sich in einem Krankenhaus im Südosten Spaniens unter Quarantäne, ihm gehe es gut, betonten die Gesundheitsbehörden. Zwei britische Patienten waren am Wochenende nach einer Mexiko-Reise mit leichten grippeähnlichen Symptomen in ein Krankenhaus in Airdrie nahe Glasgow in Schottland gekommen. Sie befinden sich nach Auskunft des Gesundheitsministeriums auf einer Isolationsstation und erholen sich gut.

In den USA verdoppelte sich die Zahl der bestätigten Schweinegrippefälle von 20 auf mindestens 40, allein 28 der Patienten waren Schüler an einem New Yorker Privatgymnasium. US-Präsident Barack Obama sprach von einem Grund zur Besorgnis, jedoch keinem Grund zu Alarm. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte, es handle sich nur um eine leichte Form der Grippe. Alle Patienten seien auf dem Weg der Genesung. Die USA hatten bereits am Sonntag den „Gesundheitsnotstand“ ausgerufen. Dabei handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um zu gewährleisten, dass die nötigen Mittel rasch zur Verfügung stehen, hieß es.