Drogen-Cafés stehen vor dem Aus
Niederländische Toleranzpolitik steht auf dem Prüfstand.
Venlo. In den Niederlanden entspinnt sich im Vorfeld der morgigen Parlamentswahl eine Diskussion um eine Verschärfung der traditionellen Toleranzpolitik bei Drogen. Und das, obwohl die Kiffer-Zahlen unter dem europäischen Durchschnitt von sieben Prozent liegen. Fünf Prozent unserer westlichen Nachbarn haben nach Zahlen von 2009 im Laufe des vergangenen Jahres zum Joint gegriffen. Das ist weit entfernt von den Spitzenreitern Frankreich und Tschechien.
Die Drogenpolitik in den Niederlanden ist äußerst pragmatisch - was vor allem auch Konsumenten aus dem nahen Deutschland anlockt. Private Konsumenten kleinerer Mengen weicher Drogen gehen in der Regel straffrei aus, besonders wenn sie in offiziell zugelassenen Verkaufsstellen zur berauschenden Tüte greifen. Coffeeshops werden geduldet, weil sie helfen, die Nutzer weicher Drogen wie Marihuana von Kokainsüchtigen und Heroinjunkies zu trennen. Die EU-Regierungen verständigten sich darauf, die Nachschubwege für harte Drogen energischer auszutrocknen und dabei enger zusammenzuarbeiten.
Justizminister Ernst Hirsch Ballin erkennt im Gespräch mit dieser Zeitung an, dass der liberale Ansatz in den Niederlanden auch Vorteile habe. Er beklagt aber eine "Magnetwirkung für Drogentouristen" und die "Supermarktsituation für den Drogenverkauf". Geht es nach dem Minister, dann müssen die Niederlande sich auf die Anfänge der Toleranzpolitik besinnen, auf das System der so genannten "Hausdealer" beispielsweise. In diesem Clubsystem mussten Käufer sich beim Hasch-Lokal ihrer Wahl registrieren. Für Ballin allerdings nur eine mittelfristige Lösung: "Unser langfristiges Ziel ist: lieber ohne als mit Coffeeshops."