Michael Wigge: 35.000 Kilometer ohne einen Cent
Der TV-Journalist Michael Wigge (33) hat die Welt ohne Geld bereist – und darüber ein Buch geschrieben.
Berlin. Als Kind wollte er Astronaut werden. Später dann Architekt. Das, was er jetzt tut, hat ein bisschen was von beidem. Er entdeckt fremde Welten, plant das aber so sorgfältig, wie ein Gebäudekonstrukteur seine Projekte am Reißbrett. Besonders, wenn es darum geht, 35.000 Kilometer zurückzulegen, elf Länder und vier Kontinente zu durchqueren und in 150 Tagen von Berlin in die Antarktis zu reisen - ohne einen Cent in der Tasche.
"Ohne gründliche Vorbereitung wäre ich nicht weit gekommen", sagt Michael Wigge. Ein Jahr tüftelte der Berliner TV-Journalist daran, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.
Doch dass es funktioniert hat, lag nicht allein an der guten Planung: "Die beiden weiteren Schlüssel zum Erfolg waren mein Computer, mit dem ich mich kostenlos ins Internet einloggen konnte, und - die Menschen." 40 Männer und Frauen haben ihn umsonst bei sich übernachten lassen, Unzählige gaben ihm das, was sie entbehren konnten: Geld, Gemüse oder - einmal - ein Gala-Diner im Nobelrestaurant.
Auch Natur- und Kultur-Erlebnisse gibt es gratis: "Hawaii war der Traum vom Paradies, der dann tatsächlich wahr wurde - und tatsächlich in der Antarktis zu stehen, am Ende der Welt, der Wahnsinn. Andere bezahlen dafür 10.000 Dollar."
An seine Zeit bei den Amish-People (Religionsgemeinschaft), die den merkwürdigen Fremden wie ein Familienmitglied behandelten, denkt er am liebsten zurück. Und am wenigsten gern an Las Vegas: "Sechs Stunden bin ich auf der Suche nach einer Unterkunft herumgelaufen. Bei 40 Grad, ohne einen Tropfen Wasser. Das war da zu stark verchlort, das konnte man nicht trinken."
Seine Erlebnisse, die er jetzt im Buch "Ohne Geld bis ans Ende der Welt" beschrieben und für die gleichnamige Reise-Doku verwendet hat, gleichen einer Berg- und Talfahrt. Eben als Butler bei einer Gartenparty, die der deutsche Botschafter in Panama gibt, dann kurz vor dem Zusammenbruch als Lastenträger in Peru. "Was sich hinterher lustig anhört, war, wenn man mitten drin steckt, überhaupt nicht komisch."
150 Tagen zurück in Berlin, empfindet Wigge seine Wohnung als Oase: "Tür zu, Bett, Ruhe." Mit Kühlschrank, Dusche und WC lässt es sich gut leben. Etwa drei Monate lang: "Dann werde ich unruhig, dann kribbelt es, und ich muss wieder los." Die nächste Reise kommt bestimmt.